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Isle of Dogs – Ataris Reise

USA, BRD 2018 Regie: Wes Anderson 100 Min.

Wes Andersons Filme sind einzigartig. Er entwirft absurd-komische Welten, temporeiche Geschichten, voll von verschrobenen, liebenswerten Charakteren, addiert ein detailversessenes Set-Design und die passende Musik zu einem außergewöhnlichen Kunstwerk, das tief im surrealistischen Kino des frühen zwanzigsten Jahrhunderts verwurzelt ist. Kein Wunder, dass Hollywoodstars nur zu gern in den erlauchten Kreis seiner Darstellerriege aufgenommen werden wollen. So sind auch diesmal Bryan Cranston, Scarlett Johansson, Edward Norton, Bill Murray und Jeff Goldblum zu hören – ja, nur zu hören, denn nach »Der fantastische Mister Fox« ist »Isle of Dogs – Ataris Reise« der zweite Animationsfilm des Regie-Exzentrikers.

Anderson erschuf die fiktive Metropole Megasaki. Dort herrscht in einem futuristischen Japan der Kobayashi-Clan, zu dem auch der Bürgermeister der Megacity gehört. Wie es sich für einen Bösewicht gehört, hegt er nach alter Familientradition eine besondere Liebe zu Katzen und nimmt eine grassierende Hundeseuche zum Vorwand, um alle Kläffer auf eine Müllinsel vor den Toren der Stadt zu verbannen. Hier landet auch Spots, der geliebte Hund des bürgermeisterlichen Pflegesohns Atari. Also macht sich der Junge ohne Wissen des Vaters auf den Weg, um Spots zu befreien und landet mitten im Rudel von Chief, Rex, Boss, King und Duke. Die Alpha-Hunde helfen Atari bei der Suche nach Spots und im Kampf gegen den Hundehasser. Das klingt nach einem putzigen Abenteuerfilm für Kinder. Doch »Isle of Dogs« ist viel mehr als das. Liebevoll adaptierte Anderson japanische Traditionen, besetzte einen Großteil der Sprecherrollen mit japanischen Schauspielern, die dann auch in ihrer Landessprache sprechen. Denn die Sprache der Menschen ist für die Hunde ebenso unverständlich, wie die japanische für die meisten von uns. Die Vierbeiner wiederum parlieren in trockenen, urkomischen Dialogen, die einige hündische Eigenheiten liebevoll reflektieren. Andersons Geschichte ist ein ernsthaftes Plädoyer für Toleranz und gegen Oppression, ein detailverliebtes, stoppanimiertes Kunstwerk voll Witz und Wärme, das seine umjubelte Premiere als Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale feierte.


Ein FILMtabs.de Artikel