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I feel pretty

USA, VR China 2018 Regie: Abby Kohn, Marc Silverstein 110 Min. FSK ab 0

Schumer bleib’ bei deinen Leisten. Ähnlich verunglückt wie dieses Wortspiel ist auch der neuerliche Ausflug des TV-Stars Amy Schumer auf die Kinoleinwand. Das Märchen einer Frau, die wohl knapp über BMI-Empfehlung liegt, und sich nach Kopfverletzung „komischerweise“ als sehr schön empfindet, ist schwächer und weniger feministisch kämpferisch als jede Folge der Fernsehshow „Inside Amy Shumer“.

Komisch – da ist die angeblich „pummelige“ Renee (Amy Schumer) doch tatsächlich bemitleidenswert unsicher und unattraktiv unter lauter Supermodels im Fitnessstudio. Seltsam, dass da auch haufenweise Ratgeber nicht helfen können. Bevor das erste Lied verklingt in „I feel pretty“, ist das traurige Leben von Renee skizziert, die nie dumm angemacht und dauernd übersehen wird. Skizziert rein über Äußerlichkeiten und deren Folgen. Ziemlich sexistisch, dass der Film keine andere Charaktereigenschaft für Renee vorzuweisen hat. So wirkt nach zehn Minuten selbst der seltsame Mitarbeiter im IT-Keller eines elitären Kosmetik-Unternehmens interessanter als die Hauptfigur.

Aber jetzt kommt ja der Clou, denn Amy Shumer ist als Produzentin und Hauptdarstellerin wohl nicht auf den Kopf gefallen wie diese Renee während des Spinning-Kurses. Plötzlich fühlt sich die graue Maus schön, wahrgenommen, erfolgreich und muss sogar den beiden Freundinnen erklären, dass sie wirklich die alte Renee sei, auch wenn diese sie jetzt gar nicht wiedererkennen könnten. Dass Renee dabei keinen Deut anders aussieht (abgesehen von Filmtricks wie besserer Schminke, toller Frisur und passenden Klamotten), soll dabei der Gag und die Lerneinheit des Films sein.

Fotomodels wie Naomi Campbell, die sich immer unsicher fühlen. Eine Industrie, die Frauen vermittelt, dass sie nie schön genug sein können. Schon vom Trailer weiß man, was Amy Schumer sagen will und was passieren wird. Aber im Film passiert das sehr langsam und seltsamerweise überhaupt nicht witzig. Während bei „Inside Amy Schumer“ schon mal auf großartig schockierende Weise in ein paar Minuten gegen Gruppen-Vergewaltigung von dämlichen Sportskanonen und anderen „Vorbildern“ ausgetreten wird, bleibt dieses Filmchen über die ganze Länge erschreckend harmlos. Die Quintessenz wurde in der Dove-Kampagne mit „vollschlanken“ Frauen jeder Form und Hautfarbe schon vor Jahren an die Frau gebracht. Hier ist nur die sehr entschlossene und eloquente Verkennung der Realität durch Renee kurz komisch. Ein Bikini-Wettbewerb in einer schmuddeligen Bar zeigt beim heißen Tanz mit Bauch und kräftigen Schenkeln, was Schumer an körperlicher Komik drauf hat. Doch auch diese Szene bleibt ohne doppelten Boden, die richtige Schumer hätte gleichzeitig die albernen Gesten lächerlich gemacht. Ein Schumer-Film ausgerechnet für Nicht-Schumer-Fans.


Ein FILMtabs.de Artikel