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Lady Bird

USA 2017 Regie: Greta Gerwig, mit Saoirse Ronan, Laurie Metcalf, Tracy Letts, Lucas Hedges, 95 Min. FSK ab 0

Die großartige Schauspielerin Greta Gerwig („Frances Ha“, „Maggies Plan“, „Jackie“, „Jahrhundertfrauen“) widmet ihre erste Regie ihrer Heimatstadt Sacramento und dem letzten High School-Jahr. Saoirse Ronan ist darin die Verkörperung der jungen Gerwig in einer verrückten, einfühlsamen und gefühlvollen Episode des Erwachsenwerdens.

Nur Sekunden nach dem stundenlangen Hörspiel von „Früchte des Zorn“ mit gemeinsamer Heulerei bricht bei der Autofahrt Streit aus. Christine „Lady Bird“ McPherson (Saoirse Ronan) und ihre gnadenlos harte Mutter (Laurie Metcalf) verstehen sich nicht allzu gut, eigentlich gar nicht. Nun ist Christine, die sich selbst Lady Bird nennt, wahrlich kein einfacher Teenager und auch nicht wahnsinnig clever. Doch Lücken im Wissen ersetzt sie mit viel Charakter und Einstellung – egal welche. Es ist 2003, für Lady Bird das letzte High School-Jahr mit Theaterprojekt, erster Liebe und der Frage, welche Schule als nächstes kommt. Zwar will sie möglichst weit von zuhause weg, aber die Noten sind nicht prickelnd und die Familie kommt mit dem Geld schon jetzt kaum über die Runden.

„Lady Bird“ ist von den Eckpunkten her zwar ein High School-Film, aber gänzlich ohne all die tausendfach gesehenen Klischees. Diese Jugend in und die Liebeserklärung für das völlig uncoole Sacramento lässt einen endlich etwas mehr verstehen, wie das in den USA abgeht und was das bedeutet, mit diesen großen Lebensschritten dort drüben.

Aber vor allem lässt dieser tolle Film Lady Bird erleben: Die in ihrer kirchlichen Schule mit furchtbarer Anti-Abtreibungs-Propaganda eine Wendung zum Angepasst-Sein vollzieht, sich von der richtigen Freundin entzweit und vor allem doch probiert, von der Mutter geliebt zu werden. Die eine beängstigende Mutter ist: Dauernd meckernd, macht sie mit brutalen Hinweisen auf die finanzielle Lage der Familie schlechtes Gewissen und meint, eine schlechte lokale Schule würde für das Talent der Tochter schon reichen.

Man kommt nicht umhin, immer wieder Greta Gerwig selbst in dieser Figur der Lady Bird zu sehen. Zu ähnlich ist die Leidenschaft für Theater und Kultur, die trotzige Entschlossenheit, die linkischen Verrenkungen aus lauter Unsicherheit. Gerwig ist tatsächlich selbst im kalifornischen Sacramento aufgewachsen und meint, „keines der Ereignisse hat exakt so stattgefunden. Aber dem Film wohnt ein wahrer Kern inne, was Themen wie Zuhause, Kindheit und Aufbruch angeht.“ Tatsächlich geht „Lady Bird“ohne großes Trara mit der intensiven, gleichberechtigten Mutter-Tochter-Beziehung zu Herzen. Hier tritt trotzig eine jugendliche Heldin auf, aber der Film hat auch die etwas erwachsenere Sicht auf die Verletzungen, die ungestüme Jugendlichkeit wirklcih frei aufwachsender Kinder verursacht. Greta Gerwig hat schon mehrere Drehbücher als Ko-Autorin verfasst, beispielsweise zusammen mit ihrem Partner Noah Baumbach für den wunderbaren „France Ha“, mit ihrer ersten Regiearbeit „Lady Bird“ verblüfft und begeistert sie erneut.


Ein FILMtabs.de Artikel