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Layla M.

Niederlande, Belgien, BRD 2016 Regie: Mijke de Jong, mit Nora El Koussour, Ilias Addab, Hassan Akkouch, 98 Min., FSK ab

Layla M. könnte eine spät pubertierende Jugendliche sein: Nervig besserwisserisch geht sie in Gegenposition zu den Eltern. Etwas anders ist der Fall, weil die gute Schülerin Layla, die kurz vor ihrem Abschluss steht, irgendwann im Niqab am Tisch sitzt. Der Schleier lässt nur die Augen frei, das Essen wird reichlich schwierig und der aufgeklärte Vater rastet aus. Wie es zu dieser ersten Radikalisierung kam, erklärt der Film recht seltsam und untergräbt damit seine eigene Hauptfigur. Ist es tatsächlich Rassismus gegen die aus Marokko stammenden Einwanderer, wenn ein weißer Schiedsrichter Laylas wild gefordertes Abseits für ihren Verein ignoriert? Und sie auf ihr aggressives Gemecker eine entsprechend grobe Antwort erhält? Vielleicht setzt der Film aus den Niederlanden einfach den dort speziellen Alltags-Rassismus gegenüber „Marokkanern“ voraus. Erwähnt wird für Laylas zunehmend aggressives Verhalten selbstverständlich der rechte Druck von Wilders, gegen den ein Verfahren wegen ausländerfeindlicher Aussagen läuft. Sie ihrerseits ist begeistert von Hassprediger-Videos und noch mehr von Abdel, der diese filmt.

So wirken Gehirnwäsche übers Internet und Romeo-Verführung für die Reise in den Nahen Osten wenig bedrohlich. Dass sich diese besondere Form von Jugend-Rebellion allerdings für eine Selbstmord-Attentäterin begeistert, erschreckt schon. Doch auch von der anderen Seite her funktioniert der Film der angesehenen niederländischen Regisseurin und Autorin Mijke de Jong nicht: Nach der Flucht an die Grenze zu Syrien erweist sich der rasch angetraute Jung-Spielberg des Dschihad als muslimischer Macho. Und Layla, die unter den härtesten Radikalen die emanzipierte Frau rauskehrt, ist dann überrascht, dass ihr Mann das Tanzen verbietet. Tatsächlich überraschend wirkt höchstens sein Gesinnungswandel innerhalb weniger Stunden. Das mag sicher auch so passieren, aber viel mehr als diese Erkenntnis – „so was passiert“ – vermittelt der Film nicht. Zudem ist er langweilig. Die Stufen der Entfremdung der eigentlich integrierten Fremden wirken eher papiern als gelebt, behauptet und nicht verständlich. Vielleicht liegt es auch an der Synchronisation. Die Empfehlung: Besser des einfühlsame und berührende französische Radikalisierungsdramas „Der Himmel wird warten“ sehen.


Ein FILMtabs.de Artikel