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Ready Player One

USA 2018 Regie: Steven Spielberg mit Tye Sheridan, Olivia Cooke, Ben Mendelsohn, 140 Min., FSK ab 12

Spielberg als großes Spielkind – der Regisseur von „Schindlers Liste“, „Der weiße Hai“, „E.T.“ und vielem anderen unterhält mit seinem neuesten Meisterwerk „Ready Player One“ fantastisch und hält der eskapistischen Unterhaltungskultur gleichzeitig den Spiegel vor. Von Fans sehnsüchtig erwartet, begeistert Steven Spielbergs Action-Abenteuer „Ready Player One“ nach Ernest Clines gleichnamigem Bestseller bereits seit einer Woche überall von den USA bis zu den Niederlanden.

Das Jahr 2045 zeigt herrlich spielerisch die Vereinzelung der menschlichen Monaden in ihren kleinen Zellen, abgeschirmt von der eigentlichen Welt, wenn Wade Watts (Tye Sheridan) sich an und durch übereinander gestapelte Container-Hütten zu seinem Ziel bewegt. Das Ziel für ihn und alle anderen ist Oasis, das gigantische virtuelle Universum, das den Rückzugsort vor einer nicht besonders reizvollen Realität bietet. Über einen verkabelten Helm und Anzüge mit Bewegungs-Sensoren „bewegen“ sich die Spieler tatsächlich in diesen Welten. Dort findet Wade seine Freude und seine Freunde.

Als James Halliday (Mark Rylance), der exzentrische Schöpfer von Oasis stirbt, hinterlässt er sein Erbe als Wettbewerb in dieser Welt: Er versteckte ein „Easter Egg“, ein virtuelles Osterei, in seinem Spiel und über drei Aufgaben sind die Schlüssel dazu auffindbar. Nun ist Wade tatsächlich der größte Fan von Halliday und die zahllosen Besuche im Filmmuseum über jeden Moment im Leben des Schöpfers zahlen sich aus. Der unbekannte Junge gewinnt das erste Rennen, indem er die Regeln auf den Kopf stellt, und seine Figur Parzival wird als Spitzenreiter auf der Jagd nach dem Heiligen Gral selbst zum Gejagten.

Ja, echt! Parzival auf der Jagd nach dem Heiligen Gral, in dem DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“, gescheucht von King Kong und dem T-Rex aus „Jurassic Park“, begleitet vom Motorrad von „Akira“, das Art3mis gehört, der griechischen Göttin der Jagd … Die pop-kulturellen Anspielungen vor allem aus den 80er Jahren sind zahl- und endlos in „Ready Player One“. Begleitet von Van Halens „Jump“ zum Auftakt, Blondie mittendrin und „Staying alive“ zum schwerelosen Tanz im Geisterhaus von Kubricks „Shining“. Wer diese Hinweise alle erwischen will, braucht beim rasanten Tempo von Action und Erzählung schon eine Super-Zeitlupe.

Wie jedoch die „Gunter“ – für egG hUNTER – bis zur großen futuristischen Schlacht gegen den großen, bösen Konzern in all ihren fantastischen Erscheinungen und schließlich auch in der Realität die Suche durchziehen, ist oft umwerfend komisch und in jedem Moment mitreißend inszeniert. Dies ist schließlich Steven Spielberg. Und der macht keineswegs nur oberflächliche Pop-Kultur. Siehe „E.T.“.

Spielberg präsentiert nicht nur einen unendlichen Spaß mit Referenzen und Zitaten aus allen möglichen Genres vom Teenie-Film bis zum Horror-Klassiker. „Ready Player One“ zeigt auch Drohnen für Pizza-Lieferung und Bomben-Attentate. Eine Welt der Vereinzelung, die man heute schon erkennt, wenn man mal als Einziger den Blick vom Smartphone losreißt.

Dieser sagenhafte Film ist gleichzeitig der mit außerordentlicher Brillanz ausgeführte, überdrehte Traum eines Spielkindes aus den 80ern und Zivilisations-Kritik. Es ist ein buntes Märchen, dass auf mehreren Ebenen dem Cyber-Space die Spiele-Maske vom Kopf reißt. Spielbergs letzter Film „Die Verlegerin“ war eine Würdigung des Gestern, „Ready Player One“ springt weit in eine verführerische Zukunft. Und: Ist nicht Spielberg selbst so ein Zauberer und Verführer wie Halliday? Die herrlich naive Lösung: Das Internet bleibt in Zukunft Dienstags und Donnerstags geschlossen.


Ein FILMtabs.de Artikel