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Wind River

USA, Kanada, Großbritannien 2017 Regie: Taylor Sheridan mit Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Graham Greene 107 Min. FSK: ab 16

Wenn Taylor Sheridan, der Autor von „Sicario“ und „Hell or High Water“, seine erste Regie-Arbeit hinlegt und damit so etwas wie eine Amerika-Trilogie fortführt, verdient das Aufmerksamkeit. Der Schnee-Western und Thriller „Wind River“ um zwei Morde an jungen Frauen ist einer der interessanten Filme, die vor allem um den Handlungspfad herum zu überzeugen wissen. Der unheimlich spannende, zeitweise sehr brutale, moderne Western erweitert das Genre um lebensechte Gesellschaftseinblicke.

Der den Wolf erschießt … kein einsamer Jäger, aber seit dem Mord an seiner Tochter weidwund und von seiner Frau getrennt lebend. Cory Lambert (Jeremy Renner) arbeitet als weißer Jäger im eingeschneiten, abgelegenen Indianer-Reservat. Er findet die tote Frau, die in der starken Eingangssequenz panisch und barfuß durch eisige Landschaft rannte. Lambert hilft der nicht nur mit leichter Jacke im brutalen Winter deplatzierten FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen). Er ist kluger Fährtenleser. Doch auch dass seine eigene Tochter vor drei Jahren ermordet und unter ähnlichen Umständen aufgefunden wurde, treibt ihn an.

Dabei gibt Jeremy Renner („Avengers“) nicht den als Klischee abgenutzten gebrochenen Helden. Sein Jäger hat gerade in der Gemeinschaft des Reservats Freunde und Halt gefunden. Der knappe, trockene Umgang miteinander, der gegenüber Fremden tatsächlich noch spröder werden kann, täuscht über das große Mitgefühl füreinander. Einem verdächtigen Sohn des Freundes redet Lambert wegen dessen hoffnungslosen Lebenswandels väterlich ins Gewissen. Bei ein paar Typen, bei denen nichts mehr zu retten ist, erweist sich die Schneeschaufel als hilfreich zur Festnahme. Dabei weisen – für den Fährtenleser offensichtlich – alle Spuren zum Lager der Ölarbeiter.

Was weiter passiert und wer es war, wäre tatsächlich in ein paar Worten zu erzählen. Wie Autor und Regisseur Taylor Sheridan dies montiert, ist ebenso ein Schock wie die Brutalität der Tat. Als Stichwort für diesen gewagten Schnitt am Türknauf sei Schweigen der Lämmer erwähnt.

„Wind River“ diese tragische Geschichte mit brutaler sexueller Gewalt, ist vom Handlungsrahmen her ein Western, aber mit der Zwischenmenschlichkeit eines Arthouse-Films. So machen die Figuren ebenso viel Eindruck wie die Landschaften. Doch wer „Sicario“ kennt, weiß dass man hier auch mit intensiver Action rechnen kann. Bestes Handwerk beschert sehr viele gute Momente, einige davon sind grausam. Die Situation im Grenzbereich der us-amerikanischen Zivilisation zeichnet so auch ein Porträt des Lebens im Indianer-Reservat – von den chaotischen rechtlichen Verhältnissen bis zu den intensiven zwischenmenschlichen.


Ein FILMtabs.de Artikel