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Das Leben ist ein Fest

Frankreich, Kanada, Belgien 2017 (Le Sens de la fête) Regie: Eric Toledano, Olivier Nakache mit Jean-Pierre Bacri, Gilles Lellouche, Jean-Paul Rouve, Vincent Macaigne, Alban Ivanov, Benjamin Lavernhe 116 Min. FSK: ab 0

Nach einer ausführlichen Vorstellung seines Berufsethos’ gibt es keine Zweifel: Max Angély (Jean-Pierre Bacri) ist ein Hochzeitsplaner mit viel Stil. Und einigen Problemen: Der Filmbeginn komprimiert das Chaos im Leben von Max mit Beziehungsärger, ohne Führerschein und immer auf Kriegsfuß mit der Korrekturfunktion seines Handy. Er hat zwei Frauen und einen Geburtstag, von dem niemand was wissen soll. Sein Hochzeits-Team besteht aus lauter Primadonnen: Ein unfähiger Fotograf, der vor allem auf das Buffet fokussiert ist, die falsche Band, Kellner, Verzeihung: Oberkellner, die sich wichtiger wähnen als alle anderen.

Dieser Abend einer großen Hochzeit im Schlossgarten auf dem Lande läuft chaotisch an und steigert sich enorm. Einer der Trottel im Team zieht einen falschen Stecker, die folgende Lebensmittelvergiftung durch verdorbenes Lamm verlangt Improvisationsvermögen in der Küche und den alten „Teigtaschen mit Sardellen-Trick“. Dabei sollte es die letzte Hochzeit von Max sein, nach 30 Jahren hat er genug und will sein Unternehmen verkaufen – was noch niemand weiß.

So geht alles seinen möglichst falschen Gang: Der kapriziöse Fotograf mit einer Allergie gegenüber den Smartphones der Gäste rastet aus. Ein Hilfskellner und depressiver Schwager von Max entdeckt eine alte Liebe – in der Braut. Assistentin Adele streitet sich dauernd mit dem Sänger, bis eine erzwungene Umarmung eine wundersame Änderung hervorruft. Ein vermeintlicher Zollbeamter sorgt dafür, dass sich fast die ganze – illegal beschäftigte – Belegschaft zu fortgerückter Stunde in Zivil unter die Gäste mischt. Gastgeber und Bräutigam Pierre ist ein unsympathisches, egozentrisches und großkotziges Ekel. Man hält kaum die Vorfreude auf das große Feuerwerk aus, weil auch dieses sicher in die völlig falsche Richtung losgehen wird.

Ja, die Regisseure und Drehbuchautoren Olivier Nakache und Eric Toledano („Ziemlich beste Freunde“) haben sich in ihrem neuen Film eine große Veranstaltung mit vielköpfiger Besetzung vorgenommen. Doch erstaunlicherweise sorgen gute Darsteller für ein Ensemble interessanter Figuren, die alle ihre Rolle spielen dürfen, fast durchgehend abstürzen, aber nie untergehen. Und ausgerechnet Nakache und Toledano, die Trendsetter ziemlich grober Komödien-Importe, liefern ein feines, bei aller Aufregung auch stilles Ensemble-Stück ab.

„Nach der Hochzeit“, „Das Hochzeitsbankett“ oder „Monsoon Wedding“ – die chaotische Hochzeit ist ein beliebtes kleines Subgenre, gerne als Clash zweier Familien und Kulturen angelegt. Nakache und Toledano blicken hingegen hinter die Kulissen, schauen im brechtschen Sinne, auf die, die solchem Popanz erst möglich machen. Und gibt es tatsächlich genug Geschichten und Charaktere, um so einen Abend sehr unterhaltsam zu gestalten. Die Balance zwischen Humor und Respekt vor den Figuren stimmt immer, gekrönt wird dieses Zusammenspiel von einem gleichzeitig ungemein romantischen und komischen Moment. Unter Jazz-Klängen entgleitet der gelungene Abend völlig ungeplant in allgemeiner Freude.


Ein FILMtabs.de Artikel