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Die kleine Hexe (2017)

BRD, Schweiz 2017 Regie: Michael Schaerer mit Karoline Herfurth, Suzanne von Borsody, Axel Prahl 103 Min. FSK: ab 0

60 Jahre hat „Die kleine Hexe” auf dem Buckel, also die Geschichte von Otfried Preußler. Das Buch wurde in 47 Sprachen übersetzt und weltweit über fünf Millionen Mal verkauft. Ganz entgegen dem Trend altbackener deutscher Kinderfilme kommt die erste Realverfilmung des Kinderbuchklassikers wunderbar frisch, lebendig und gegenwärtig daher. Karoline Herfurth („SMS für Dich“, „Fack Ju Göhte“) zeigt den Traditionen eine lange Nase und erweist sich als Traumbesetzung für einen Kinder- und Erwachsenen-Spaß, der jetzt schon als Klassiker verbucht werden kann.

Erst 127 Jahre ist die kleine Hexe (Karoline Herfurth) alt und man merkt, wie ausgelassen sie in der wirklich wilden Walpurgisnacht mit den uralten Hexen auf dem Blocksberg tanzt. Doch sie wird von der bösen Hexe Rumpumpel (Suzanne von Borsody) erwischt. Das geht ja gar nicht! Die kleine Hexe ist viel zu dünn und duftet auch noch! Zur Bewährungs-Strafe soll sie bis zur nächsten Walpurgisnacht alle 7892 Zaubersprüche aus dem dicken Hexenbuch auswendig lernen. Frohgemüt geht die muntere Hexe, die auch in ihrer chaotischen Hütte sehr an Pippi Langstrumpf erinnert, ans Werk. Hilfreich ist ihr besserwisserischer Rabe Abraxas (mit der Stimme von Tatort-Kommissar Axel Prahl). Dabei vergisst sie nicht, auch immer eine gute Hexe zu sein. Sie rettet arme Holzsammlerinnen vor dem gnadenlosen Förster und fährt mit einem Spielsüchtigen Schlitten, damit der mit seinem Sohn mal wieder Schlitten fährt. Ganz wunderbar lässt sie die Blumen eines Mädchens auf dem Markt duften, damit die ein Verkaufsschlager werden.

Doch die heimliche Kontrolle der sehr entfernt verwandten Tante Rumpumpel lässt das zentrale moralisches Dilemma erahnen: Die kleine Hexe erfährt in der Walpurgisnacht, dass sie eine schlechte Hexe sein soll, weil sie immer nur Gutes gehext hat! Aber die Alten haben nicht mit dem guten Herzen und dem frechen Mut der kleinen Hexe gerechnet…

Wie bin ich ein guter Mensch – auch wenn es mal Spaß macht, böse und gemein zu sein? Besonders gegenüber den üblen Kerlen! Das ist ein Dilemma, das vom kleinen Robin Hood bis zum großen Superhelden viele beschäftigt. So spaßig und frisch wurde der Appell, seinem Herzen zu folgen, jedoch selten dargebracht. „Die kleine Hexe“ begeistert mit praller Ausstattung, die mal nicht falsch oder künstlich wirkt. Auch ist die Walpurgisnacht ungewöhnlich dunkel für deutschen Kinderfilm. Zwischendurch reitet die Nachwuchs-Hexe rasant auf ihrem Besen, es gibt auch Slapstick und viele, viele tolle sowie lustige Ideen. Die Tricks wirken altmodisch undigital, Abraxas könnte sicher perfekter animiert werden und dabei viel Charme verlieren. Aber vor allem, wie Karoline Herfurth diese jugendliche Rolle belebt, macht „Die kleine Hexe“ zu einem großen Vergnügen.


Ein FILMtabs.de Artikel