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Three Billboards outside Ebbing, Missouri

GB, USA 2017 Regie: Martin McDonagh mit Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Abbie Cornish, Peter Dinklage 116 Min. FSK: ab 12

Der große Oscar-Favorit und Abräumer der bisherigen Preissaison wird nun auch unsere Kinosäle erschüttern: „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ ist eine äußerst unkonventionell bewegende Geschichte um Schuld, Wut, Rache, Sühne und dem furchtbaren Übermaß von alledem. Frances McDormand spielt die Hauptrolle, aber „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ ist auch so ein großartiger Film, weil er eine ganze Gruppe von Menschen mit ihren vielschichtigen Leben zu fassen bekommt.

Mildred Hayes (Frances McDormand) bucht drei Plakatwände an einer abgelegenen Durchgangsstraße vor ihrem Haus. In großen Lettern beschuldigt die Mutter den lokalen Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) der Untätigkeit. Denn es sind bereits sieben Monate vergangen, seit ihre Tochter vergewaltigt und ermordet wurde, ohne dass die Polizei auch nur eine Spur gefunden hat. Doch jetzt werden sie alle aktiv, die Sheriffs von William Willoughby. Sie schüchtern den Plakatvermieter ein und verhaften ihr Angestellte anlasslos. Besonders der stellvertretende Officer Dixon (Sam Rockwell), Söhnchen einer extrem rassistischen Mutter, schlägt nun noch härter zu. Dabei ist er schon berüchtigt dafür, Schwarze in den Gefängniszellen zu foltern. Auch der Priester tanzt selbstverständlich an, um die Rebellin zu befrieden und die allgegenwärtige Seilschaft aus Justiz, Macht und Kirche zu schützen. Er bekommt von Mildred als Antwort einen deutlichen Hinweis auf die Kindes-Vergewaltigungen in seiner Kirche.

Denn Mildred weiß sich zu wehren: Dem Zahnarzt, der eine „Marathon Man“-Nummer an ihr durchziehen will, stößt sie den eigenen Bohrer tief in den Fingernagel. Und auch ansonsten wird das Rechtsempfinden in dieser Tragödie, die lange vorspiegelt, als Komödie durchzukommen, gehörig durcheinander gerüttelt. Ob rassistischer, sexistischer Vollidiot oder geschlagene Mutter – letztlich sind hier alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Regisseur und Autor Martin McDonagh („Brügge sehen… und sterben?“, „7 Psychos“) zeichnet nicht schwarz-weiß.

Frances McDormand („Fargo“) zeigt auf faszinierende Weise eine Frau mit tiefer Verletzung, mit stiller Wut, erstaunlichem Durchhaltewillen und großem Mut. Denn Mildred Hayes wurde und wird noch von ihrem Ex-Mann – vormals auch ein Polizist – geschlagen. Woody Harrelson („Larry Flynt“, „The Messenger“) steht für eine in Filmen ungewöhnliche Vielschichtigkeit aller Figuren: Sein Polizeichef ist ein vernünftiger, ein guter Kerl. Allerdings lässt er es durchgehen, dass seine Polizisten und sich ohne Recht und Gesetz durchprügeln. Und auch nach seinem Abgang gibt er der Geschichte noch herrlich humorige Wendungen.

Ja, es ist auch komisch, wenn der schwer verbrannte Rassist ausgerechnet mit seinem letzten, brutalst verprügeltem Opfer im gleichen Krankenzimmer landet. Und es ist nicht nur rührend, sondern auch kräftig das Menschenbild bewegend, sogar ein kleines Wunder, dass ausgerechnet dieser Dümmste von allen durch die Hoffnung eines Freundes unerwartet die Wende zum besseren Menschen schafft. Und ausgerechnet das Dummchen des Films, die 19-jährige neue Freundin des Ex-Mannes, darf den Kernsatz des Filmes sagen: Wut erzeugt nur größere Wut.


Ein FILMtabs.de Artikel