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Julian Schnabel – A Private Portrait

Italien, USA 2017 Regie: Pappi Corsicato 84 Min. FSK: ab 0

Der Künstler Julian Schnabel ist ein Unikat, ein Gigant, ein Riesen-Ego. Diese unfassbare Erscheinung in ein filmisches Porträt zu pressen, wirkt sehr mutig vom Regisseur Pappi Corsicato, ist aber in einigen Aspekten gut gelungen. Vordergründig erscheint der 1951 geborene, us-amerikanische Maler und Filmemacher als exzentrische Figur, schon bei seinem Auftritt, bevorzugt im Pyjama oder Bademantel. Mit seinen nicht nur von den riesigen Formaten her wahnsinnigen Kunstwerken sorgte er seit Ende der 70er Jahre für Aufsehen, wobei in dieser Doku des Schnabel-Freundes Corsicato nur die positiven Reaktionen aufblitzen. Hymnisch äußern sich viele Prominente, darunter Al Pacino und Willem Dafoe. Das Brillen-Modell Bono betont die Großzügigkeit des großen Kindes Schnabel. In prominenten Kreisen bewegt er sich auch mit seinen Filmen: „Basquiat“ über den New Yorker Graffiti-Künstler Jean-Michael Basquiat. „Before Night Falls“ über den kubanischen Schriftsteller Reinaldo Arenas und der wunderbare „Schmetterling und Taucherglocke“ über Jean-Dominique Bauby, den gelähmten ehemaligen Herausgeber der Zeitschrift „Elle“. Vor dem umstrittenen Spielfilm „Miral“ machte „Lou Reed’s Berlin“ aus einer Live-Hommage des Albums einen poetischen Musik-Clip.

Dieser Versuch, eine umfassende Übersicht aller Aktivitäten der gigantischen Persönlichkeit Schnabel zu geben, kann keine intensive Beschäftigung mit einzelnen Werken leisten. Ein Picasso-Biograph erledigt dafür die Wertschätzung des Malers. Über die Hintergründe seiner wunderbaren Filme gibt es mehr zu hören. Die Anekdoten der Familie sind für Außenstehende sehr witzig, wenn Schnabel beispielsweise mal kurz das Wohnhaus renoviert, was im Stile einer venezianischen Villa ein paar Jahre dauert. Es gibt Gespräche mit den Kindern, die einerseits in Sachen Vater zu kurz gekommen sind, aber auch mit außergewöhnlichen Erfahrungen beschenkt wurden. Das ist alles wenig kritisch und bleibt oberflächlich, doch gerade weil Julian Schnabel Julian Schnabel ist, auch recht unterhaltsam.


Ein FILMtabs.de Artikel