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Meine schöne innere Sonne

Frankreich, Belgien 2017 (Un beau soleil intérieur) Regie: Claire Denis mit Juliette Binoche, Xavier Beauvois, Valerie Bruni-Tedeschi, Gérard Depardieu 94 Min. FSK: ab 12

Claire Denis hat es niemandem leicht gemacht. Das Kino der 69-Jährigen ist sperrig und verschließt sich zumeist dem Zugang einer breiten Zuschauerschaft. Auf Filmfestivals rund um die Welt gewannen ihre Arbeiten wie »Beau travail« oder »White Material« hingegen zahlreichen Preise. In ihrer Heimat wird sie verehrt, hierzulande kennt man sie kaum. Da überrascht sie uns (altersmilde?) mit ihrem zugänglichsten Werk, der dialogstarken Selbstfindung einer Frau in den »besten Jahren«. Juliette Binoche ist Isabelle, eine angesehene Künstlerin, die sich in den blasierten Kreisen der Kunstwelt bewegt, aber nie richtig dazugehörte. Trotzdem versucht sie sich immer wieder anzupassen – an die Unangepassten, die auch nur das Klischee leben. Sie hat einen verheirateten Liebhaber, wechselnde Partner, einen Psychiater und eine Kartenlegerin, die ihr allerdings beide keine Richtung vorgeben können. Dabei sucht sie so dringend nach einfachen Antworten. Dass sie diese in einem Film von Claire Denis nicht finden wird, ist klar. Isabelle zweifelt, pendelt von Mann zu Mann, zweifelt noch ein wenig mehr, was die Geduld des (männlichen) Betrachters beansprucht. Dass man dennoch im Sessel verweilt, liegt vor allem an der Strahlkraft Juliette Binoches, die Claire Denis stolz und schön in Szene setzt. Auch Denis’ langjährige Partner, »Tindersticks«-Frontmann Stuart A. Staples, der den jazzigen Score beisteuerte, und Agnès Godard, die für die stimmungsvollen Bilder sorgte, machen »Meine schöne innere Sonne« dann doch sehenswert – ja, und die vielen bekannten Gesichter, die sich in ihrem Film blicken lassen. Wer etwa Gérard Depardieu entdecken will, muss sich bis zum Abspann gedulden, der den Zuschauer mit einem Augenzwinkern entlässt. Das macht der Regisseurin dann doch keiner nach.


Ein FILMtabs.de Artikel