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Die Lebenden reparieren

(Réparer les vivants) F/B 2017 Regie: Katell Quillévéré mit Tahar Rahim, Emmanuelle Seigner, Anne Dorval, Bouli Lanners, 103 min

Ein Leben für ein Leben: Innerhalb der Mauern eines Krankenhauses spielen sich alle Winkel der emotionalen Klaviatur ab. In einem Raum müssen Menschen mit dem Verlust eines Angehörigen klarkommen, während in einem anderen neues Leben geboren wird. Im ersten Raum befinden sich die Eltern des 17-jährigen Simon. Der leidenschaftliche Surfer war in den frühen Morgenstunden mit seinen Freunden zum Meer aufgebrochen. Auf dem Rückweg übermannte den Fahrer des alten VW-Busses die Müdigkeit. Das Auto verunglückte, Simon war nicht angeschnallt. Nun liegt er im Koma. Seine getrennt lebenden Eltern finden sich an seinem Bett ein und müssen eine Entscheidung treffen – die wiederum das Leben von Claire retten könnte. Sie leidet an einem Herzfehler und der Sand in ihrer Lebensuhr ist nahezu verronnen. Die Mutter von zwei unterschiedlichen, aber liebenden Söhnen hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Doch ihre Kinder wollen sie nicht kampflos aufgeben. Katell Quillévérés (»Die unerschütterliche Liebe der Suzanne«) Verfilmung ist ebenso vielschichtig wie Maylis De Kerangals Romanvorlage. Das moralische Dilemma ist eine Ebene dieses berührenden Dramas, der Verlust und das Loslassen eines geliebten Menschen. Eine weitere ist der Kampf der Ärzte – mit der Verantwortung, dem Druck, der Belastung Leben zu retten und den Tod zuzulassen. All das fängt die an der Elfenbeinküste geborene und heute in Paris lebende Regisseurin ein und vermischt den Fluß der Handlung mit dem Tosen der Wellen, die Kameramann Tom Harari eindrucksvoll einfängt. Dabei ist »Die Lebenden reparieren« trotz seiner emotionalen Wucht niemals überbordend. Das visuelle und das emotionelle Herz von Quillévéré Film schlagen in Einklang. Ein aufwühlendes, vollumfängliches Werk, getragen von der mitreißenden Musik von Alexandre Desplat.


Ein FILMtabs.de Artikel