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Forget about Nick

BRD, USA 2017 Regie: Margarethe von Trotta mit Katja Riemann, Ingrid Bolsø Berdal, Haluk Bilginer, Tinka Fürst 110 Min. FSK: ab 0

Wenn sich zwei Frauen über den gemeinsamen Ex unterhalten, dann kann das sehr witzig und geistreich ausfallen. Beim neuesten Film der Margarethe von Trotta („Die bleierne Zeit“, „Hannah Arendt“) ist es ein Totalausfall. Das ehemalige Model Jade (Ingrid Bolsø Berdal) beweint nicht nur das Verschwinden ihres untreuen, älteren Mannes Nick, sie muss auch noch in der ehemals gemeinsamen Luxus-Wohnung plötzlich die Ex-Ex von Nick ertragen, die sie doch einst aus dem Loft verjagte. Maria (Katja Riemann), die promovierte Germanistin aus Deutschland, wurde vor zehn Jahren eben wegen Jade von Nick verlassen. Nun kehrt sie nach New York in die ehemalige Ehe-Wohnung zurück – ein seltsamer Ehe-Vertrag und die erste schlecht herbei konstruierte Drehbuch-Idee machen es möglich. Anstrengend überdeutlich trifft die kühl gestaltete Jade auf die flippige, chaotische Maria. Diät-Nahrung trifft auf frisches Gemüse und kalorienreiche Kocherei. Das soll ein Rezept für flotte Komödie sein, bleibt aber fad, da hier vor allem Gegensätze rumlaufen, keine Menschen.

„Forget about Nick“ ist eigentlich ein Kammerspiel, bei dem in die Brenn-Kammer Luxus-Loft verschiedene Personen über den Aufzug eingeschoben werden, ohne dass jemals ein Funke zündet. Egal ob Marias Tochter mit dem Enkel reinschneien und von Jade vereinnahmt werden, oder ob Nick tatsächlich auftaucht, und alle auf und vor der Leinwand sich fragen, was an diesem Fatzke eigentlich dran sein soll.

Ausgerechnet die höchstens mal in „Fack Ju Göhte“ erträgliche Katja Riemann sorgt für die wenigen frischen Momente in diesem weder feministischen noch komischen Exen-Treff. Leider wird das kräftig abgewürgt, weil sie sich in dieser englischsprachigen Produktion selbst synchronisiert. Die sehr wandlungsfähige Norwegerin Ingrid Bolsø Berdal lässt nur erahnen, dass sie sicher viel mehr kann. Hier nimmt man ihr die Modedesignerin nie ab. Das Tempo entspricht dem, was Leute aus dem letzten Jahrhundert als schnell ansehen. Das Ganze ist wie der Versuch, nasse Streichhölzer anzuzünden. Auch dabei sprühen nie Funken. Die Aufklärung über Männer und Nick im Speziellen soll irgendwann passieren, nachdem sich die beiden Frauen endlich respektieren. Eine stellenweise weise Aussprache als der Film schon unaussprechlich langweilt. Es bleibt ein Zickenkrieg zum Weglaufen.

Man (ohne weibliche Beratung) will sich ja für die Rollen von betrogener Ehefrau und betrogener Betrügerin interessieren. Sieht, dass in der Mode Feminismus diskutiert wird und in den Holzhammer-Dialogen die Leiden von Müttern und Nicht-Müttern. Ob Selbstverwirklichung über Bildung oder eine Karriere oder ein Mode-Label der richtige Weg sein mag, sollte die Regisseurin von „Hannah Arendt“ nicht so unpointiert behandeln. Bettina Brokemper ist mit ihrer Kölner Heimatfilm und ihren Auftrags-Arbeiten unter anderem für Lars von Trier eine der besten unter den deutschen Produzentinnen und Produzenten, aber dies ist ihr schlechtester Film. Margarethe von Trotta (muss man ihren Ex Schlöndorff, nicht Nick, sondern Volker, erwähnen?) hat in deutscher Filmgeschichte enorm Wichtiges gezeigt und gesagt. „Forget about Nick“ sollte man schnell vergessen.


Ein FILMtabs.de Artikel