« | Home | »

Whatever Happens

BRD 2017 Regie: Niels Laupert mit Fahri Yardim, Sylvia Hoeks 101 Min. FSK: ab 6

Der Film beginnt da, wo andere Liebesbeziehungen enden und mit einem schnellen Ende wäre es auch besser gewesen: Der englische Titel kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die ganze Romantik typisch deutsch ist. Eher gewollt als gekonnt und verkrampft, wo es spielerisch sein sollte.

Julian (Fahri Yardim) und Hannah (Sylvia Hoeks) verstehen sich schon bei der Wohnungsbesichtigung so gar nicht. Doch der flapsige Fotograf schnappt sich die begehrte Hütte, indem er sich mit der gänzlich unbekannten Hannah als Paar ausgibt. Sieben Jahre später räumen sie in einer Silvesternacht die Reste ihrer Beziehung auf und müssen auch noch vor der Übergabe streichen. Reichlich Zeit, um in Rückblenden Resümee zu ziehen.

Das Hin und Her zwischen dem Endzustand eines zerstrittenen, alten Pärchens und dem Werden der Beziehung ist in den Anfangszeiten typisch deutsche Beziehungskomödie und damit einfallslos wie gehabt. Die Niederländerin Hannah muss für ihren erstrebten Abschluss lernen und Julian macht laut Party. Doch der schon länger Verliebte hilft der begehrten Mitbewohnerin, hört sich auch die Probleme mit ihrem Freund an und nach bestandenem Examen bricht die Liebe endgültig aus.

Allerdings bleibt es den ganzen Film über fraglich, was Julian an dieser nur karriere-geilen Zicke findet. Während er sich nach der Geburt des ersten Kindes zum tollen, fast allein erziehenden Vater entwickelt, jettet Hannah durch die Welt und veranstaltet surreale Manager-Motivations-Kurse. „Leadership is about seeing the Gorilla“ ist der Kernsatz von diesem Business-Schmonzes. Während zu eigentlich übersichtlichen Problemen keine Gespräche stattfinden, dehnt sich der Film gefühlt auf Star Wars Trilogie-Länge. „Whatever Happens“ erlaubt sich einen großen Erzählbogen, ohne viel zu erzählen zu haben.

Es folgen wenig überraschend Einsamkeit, Seitensprung, Trennung, Streit ums Kind und rührselige Szenen, dem Kind die Trennung beizubringen. Überhaupt ist rührselig angesagt, auch in rumgenuschelten Pop-Songs. Wieso letztlich ausgerechnet die sehr entfremdete Hannah die Tochter mit nach New York nehmen soll, bleibt hingegen sehr rätselhaft.

Die Inszenierung von Niels Laupert in seinem Kino-Debüt ist eine Bewerbung für den Seniorenabend bei den Öffentlich-Rechtlichen: Kein Witz, nix Schräges, nix Flottes, auf keinen Fall was Originelles. Die Schmonzette dümpelt weit weg von fühlbarer Romantik vor sich hin. Das überlange TV-Filmchen könnte mit den halbwegs unverbrauchten Darstellern gefallen, aber nur Fahri Yardim („Der Medicus“, „Jerks“) füllt die dünne Drehbuch-Hülle mit etwas Ausdruck, die Niederländerin Sylvia Hoeks („Blade Runner 2049“, „Renegades“) fällt vor allem Dank süßem Dialekt auf. Ein Film zum Abgewöhnen, der mit den üblichen Kinomechanismen und den mäßigen Erwartungen an Deutsches sicher ein guter Publikumserfolg wird.


Ein FILMtabs.de Artikel