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Battle of the Sexes

USA, Großbritannien 2017 Regie: Valerie Faris, Jonathan Dayton mit Emma Stone, Steve Carell, Andrea Riseborough, Sarah Silverman, Alan Cumming, Elisabeth Shue 124 Min. FSK: ab 0

Es war ein Medienereignis, ein Event, eine Zirkusnummer, als 1973 ein abgehalfterter Tennis-Champion die aktuelle Nr. 1 des Frauen-Tennis Billie Jean King zu einem Duell herausforderte. Der außergewöhnlich gute Spielfilm über dieses „Battle of the Sexes“ wirbt zwar im Trailer grell und bunt mit dem Showkampf, ist aber tatsächlich eine packende, bewegende Geschichte über Billie Jean Kings Kampf um Gleichberechtigung und ihr Recht auf freie Liebe.

In wenigen Minuten kommen sie zur Sache, der Film sowie die damals „erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten“ Billie Jean King (Emma Stone) und ihre Managerin Gladys Heldman (Sarah Silverman): Für nur 1500 Dollar Preisgeld wird die Seriensiegerin nicht mehr in der Tennis-Serie mitspielen – vor allem, weil die Männer das Achtfache erhalten! King gründet den immer noch bestimmenden Frauen-Tennisverband WTA, Heldman besorgt einen Sponsor und die Frauen machen erst einmal alles selbst. Die Siegerinnen von Wimbledon und den US-Open verkaufen eigenhändig Eintrittskarten auf den Straßen, rollen den Boden auf den Plätzen aus und teilen sich zu zweit die Hotelzimmer auf der Tour. Für den riskanten Schritt heraus aus einer eklig arroganten, patriarchalen Organisation bekommen sie ihre Freiheit, erstmals farbige Tennisklamotten sowie einen Friseurtermin vor der Pressekonferenz. Dass sich dabei die verheiratete Billie Jean King auf dem ersten Blick in die Friseurin Marilyn (Andrea Riseborough) verliebt, passt in eine große, starke Geschichte von neuen Freiheiten nach der 68er-Revolution.

Damit die sympathische und gewitzte, aber keineswegs extrovertierte Leistungssportlerin Billie Jean King so richtig aus sich herauskam, bedurfte es ausgerechnet eines ganz besonders peinlichen Chauvis: Der ehemalige Wimbledon-Sieger Bobby Riggs (Steve Carell) ist mittlerweile 55, ein netter Vater, aber unheilbar spielsüchtig. Als ein Rolls Royce als Wettgewinn ungeplant vor der Tür steht, schmeißt ihn seine reiche Frau Priscilla (Elisabeth Shue) raus. Mittel- und ziellos fordert der selbstverliebte Showman die beste Tennisspielerin heraus – weil Frauen nichts auf dem Tennis-Platz zu suchen haben, sie gehören in Küche und Bett. Zuerst schlägt Briggs tatsächlich klar Margaret Court im „Muttertags-Massaker“. Dann bereitet er sich mit albernen Einlagen auf King vor, spielt mit Schafen und Hunden als Handicaps. Die kluge Billie Jean King durchschaut auch diesen Clown sehr klar, trotzdem will sie eine Sache deutlich machen: Frauen sind nicht weniger wert!

Auch die heutige Weltranglistenerste Serena Williams muss immer noch für gleiches Preisgeld und gegen Sexismus kämpfen. Den aktuellen Clown gab Novak Djokovic noch im letzten Jahr. Doch „Battle of the Sexes“ ist so ein großartiger Film, weil nicht nur Sexismus und Machismo in finanziellen, albernen, ekligen und erschreckenden Formen vorgeführt werden. Auf außergewöhnlich gekonnte Weise greift alles ineinander, die Liebesgeschichte, der Kampf gegen den Macho-Verband und die ganz persönliche Entwicklung von Billie Jean King. Valerie Faris und Jonathan Dayton sind die Regisseure von „Little Miss Sunshine“ (2006) und „Ruby Sparks“ (2012), das garantiert auch bei schauerlich übergriffigen Momenten eine sehr humorvolle und leichte Präsentation. Zum allgemeinen Happy End – King heiratete später ihre Partnerin, sie hatten Kinder – gibt es die großen Worte vom schwulen Kostümdesigner (Alan Cumming): Eines Tages werden wir die Freiheit haben, zu sein, wer wir sind und zu lieben, wen wir wollen.


Ein FILMtabs.de Artikel