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The Big Sick

USA 2017 Regie: Michael Showalter mit Kumail Nanjiani, Holly Hunter, Ray Romano, Zoe Kazan 120 Min.

Als sich der in Pakistan geborene Komiker Kumail und die Studentin Emily verlieben, prallen zwei Kulturen aufeinander. Kumail befindet sich im Zwiespalt zwischen seiner Familie und seinen Gefühlen. Dann fällt Emily wegen einer mysteriösen Krankheit ins Koma und Kumail muss die Krise ganz besonderen Schwiegereltern bewältigen. Der große Sieger beim Publikumspreis von Locarno beruht auf der wahren Liebes- und Ehe-Geschichte der Drehbuchautoren Emily V. Gordon und Kumail Nanjiani.

„The Big Sick“ von Michael Showalter zeigt das Aufeinandertreffen der Kulturen in westlichen Gesellschaften auf einfühlsame und sehr humorvolle Weise: Der aus Pakistan stammende Komiker Kumail Nanjiani spielt sich selbst beim wahren Kennenlernen seiner Frau Emily (Zoe Kazan, die Enkelin von Elia). Während seine traditionelle Mutter ihm in Chicago wöchentlich neue pakistanische Kandidatinnen für eine arrangierte Ehe „zufällig“ beim Familienessen vorstellt, fällt die Frau, in die sich Kumail tatsächlich verliebt hat, in ein Koma.

Da klingt ein Song von The Smith im Kopf an: „Girlfriend in a coma“. Mit dem Problem, dass Emily nicht mehr seine Freundin ist, seitdem sie die Schachtel mit all den von der pakistanischen Mama vorgeschlagenen Heiratskandidatinnen samt Bewerbungsfoto gefunden hat. Trotzdem lernt der zwischen den Kulturen zerrissenen Komiker die „Schwiegereltern“ auf beinahe tragische und umwerfend komische Weise kennen. Eine geniale Holly Hunter und Ray Romano legen dieses alt-eingespielte Paar mit so viel Charakter, Ecken und Kanten hin, dass sie auf die Hauptrollen Anspruch machen. Während der stille Ex-Schwiegervater ungeschickt Sympathien zeigt, lehnt die energische Mutter von Emily den Herzensbrecher herrlich brüsk ab, um ihn darauf mit schlagkräftigem Mund und harten Fäusten gegen einen dumpfen Rassisten zu verteidigen.

Während man bei Holly Hunter Erstklassiges erwartet, überrascht Hauptdarsteller und Autor Kumail Nanjiani: Wenn in Deutschland Bühnenkomiker Filme machen, muss man so schnell wie möglich weglaufen. Beim Komiker Kumail muss man lachen, weinen, mitleiden und -bangen, wenn er sich selbst als erfolgloser „Stand up comedian“ spielt. Er überfällt einen mit enorm geistreichen Witzen, provoziert mit Kontern auf Anti-Islamismus („Wir haben bei 9/11 unsere besten Leute verloren“), macht aber auch herzzerreißend einfühlsam das Problem erfahrbar, mit traditioneller Familie in einer modernen Gesellschaft zu leben. Eine dicke Dosis Romantik der sehr witzigen Sorte gibt es gratis dazu. Das ist aus der Aptow-Fabrik („Jungfrau (40), männlich, sucht …“, „Superbad“, „Ananas Express“, „Brautalarm“) sehr gelungene Unterhaltung mit zeitgemäßem Mehrwert.


Ein FILMtabs.de Artikel