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Thor: Tag der Entscheidung

USA 2017 (Thor: Ragnarok) Regie: Taika Waititi mit Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Cate Blanchett, Idris Elba, Jeff Goldblum 131 Min. FSK: ab 12

Fantasy, Science Fiction, Trash, Kinderkram und ganz große Witznummer – der neue „Thor“ müsste sich eigentlich entscheiden, was für ein Film er sein will. So unterhält das kurzweilige Durcheinander mit Chris Hemsworth und Cate Blanchett, bleibt aber nur noch ein Superhelden-Filmchen einer schon jetzt unübersichtlichen Sammlung.

„Thor: Ragnarok“ heißt es im Original und dieses Ragnarok aus den nordischen Mythen ist wie die inflationäre Apokalypse der Christen – so richtig endgültig das Ende. Göttersohn Thor (Chris Hemsworth) spielt noch voller Muskeln und Ironie den Superhelden und trauert etwas um den irgendwie und doch nicht ganz verstorbenen Vater Odin. Doch das wirkliche Problem liegt wie so oft in der eigenen Familie: Die ältere Schwester Hela kehrt aus der Vergessenheit zurück und hat als mächtige Göttin des Todes alle Waffen für eine ganz große Racheaktion. Nun erzählt der Film mit einer grandios düsteren Cate Blanchett mit pieksigem Hirschgeweih und scharfem Lederklamotten eine durchaus tiefgründige Familiengeschichte um die zu unrecht verstoßene Tochter. Und schickt den entmachteten Thor auf eine alberne und mehr als holperige Abenteuer-Reise samt Werbeeinblendungen für andere Marvel-Konzernabteilungen.

„Thor“ liefert Kindergarten-Dialoge, bevor lächerliche Kloppereien auf gleichem Niveau losgehen. Statt Thors mythischem Hammer Mjölnir sorgt Led Zeppelins fast noch 60er Wikinger-Rock „Immigrant Song“ für Schwung. Allerdings hat alles, was aus den nordischen Mythen geklaut wurde, Hand und Fuß, fasziniert und lässt nachdenken. So wie Neil Gaimans Roman „American Gods“ und deren grandiose Verfilmung ja auch nur eine ganz große Ragnarok-Geschichte ist. Wenn jedoch der Verräter der Götterheimat Asgard seine „Maschinengewehre aus Texas“ mit „Des“ und „-troy“ benennt, ist das echt der Comic, der „Thor“ einst war.

Ein Comic, aufgewertet mit erstaunlichen Schauspiel-Einlagen. Damit ist jetzt nicht die Lach-Nummer von Matt Damon gemeint, der in einer Theater im Film-Einlage einen heldenhaften Loki gewollt schlecht spielt. Während sich dieser hinterlistige Halbbruder Thors wieder einmal als Odin ausgibt und die ganze Maskerade im Shakespeare-Stil inszeniert. Die wenigen, kurzen Szenen, die Anthony Hopkins als Odin noch hinlegt, haben alle Gänsehaut-Potential. Und dann Cate Blanchett (demnächst völlig wandlungsfähig in „Manifesto“), die das Böse so gut wie noch nie aussehen lässt! Unter all den Effekten und Tricksereien ist es wieder mal echte Schauspiel-Superkraft, die einen hammermäßig umhaut.

Jeff Goldblum hat als alberner Grandmaster einen großen Auftritt auf einem Gladiatorkampf-Planeten, von dem man durch des „Teufels Anus“ fliehen muss! Benedict Cumberbatch tritt als Dr. Strange dramaturgisch völlig unnötig auf. Wie auch die trampelhafte Einlage von Hulk und Bruce Banner nur Werbung für das Superhelden-Arsenal von Marvel darstellt.

Aber letztlich passt dies zu einem Film, in dem nichts zueinander passt: Science Fiction fliegt durchs All, politische Dystopie blitzt auf, wenn eine Weltraum-Müllhalde auf Blade Runner-Kopie macht. Haufenweise Auftritte, Welten, Stile und Gast-Einlagen purzeln durcheinander, auch die Musik findet keine Linie. Aber wenigstens vergeht bei diesem holperigen Walküren-Ritt – ja, auch die gibt es – die Zeit mit Lichtgeschwindigkeit.


Ein FILMtabs.de Artikel