« | Home | »

The Secret Man

USA 2017 (Mark Felt: The Man who brought down the White House) Regie: Peter Landesman mit Liam Neeson, Diane Lane, Marton Csokas 103 Min. FSK: ab 0

Der Mann, der Nixon stürzte

Ein Amtsenthebungsverfahren erscheint gerade die einzige Hoffnung, wie man die Welt von der Geißel Trump befreit. Der ungemein spannende und hochpolitisch aktuelle Film „The Secret Man“, über den Mann, der laut Original-Titel „das Weiße Haus stürzte“, zeigt wie das geht, beziehungsweise wie der unmoralische und kriminelle Präsident Nixon überführt wurde. Die Hauptfigur Mark Felt legt zwar definitiv zu Anfang einen Colt an, der wird jedoch im ganzen Geschehen nicht ein einziges Mal mehr angepackt. Denn Spannung geht auch ohne Schießerei.

1972 bestimmen Proteste gegen den Vietnamkrieg und Wahlkampf die USA. Dann lässt Noch-Präsident Nixon kriminelle Typen in die Zentrale der Demokratischen Partei einbrechen. Die Aktion im Watergate-Hotel verhindert allerdings nicht Nixons Wiederwahl. Nur das FBI ahnt, was wirklich passiert ist. Doch nach dem Tod des legendären Schnüfflers Edgar Hoover setzt das Weiße Haus seinen Mann an die Spitze des Geheimdienstes und steuert das FBI – völlig im Widerspruch zur Verfassung. Ein Affront für einen Mann, der seit 30 Jahren mit Ãœberzeugung unter Hoover gedient hat: Mark Felt (Liam Neeson), ist Vize-Chef des FBI und wurde bei der Nachfolge grob übergangen. Doch noch unerträglicher ist, dass Informationen des FBI beim Präsidenten-Team landen und dass er nicht mehr in Sachen Watergate ermitteln soll. Mark Felt entscheidet sich zu einer Tat, die ihn an ein schreckliches Kindheits-Erlebnis erinnert: Sein Vater zwang Mark, das eigene, kranke Pferd zu erschießen!

Watergate, saubere Trennung der Institutionen im Staat, Amtsmissbrauch … klingt nach Politik-Seminar, ist aber in der Inszenierung von „The Secret Man“ mit einem sensationellen Liam Nesson der spannendste Film im aktuellen Kino. Schon Alan J. Pakulas Kinoklassiker „Die Unbestechlichen“ von 1976 behandelte die Watergate-Affäre, die eigentlich Nixon-Affäre heißen müsste. Damals spielten Dustin Hoffman und Robert Redford die Journalisten der Washington Post, Carl Bernstein und Bob Woodward, die ihren mysteriösen Informanten „Deep Throat“ in einer Tiefgarage trafen. Nun erzählt „The Secret Man“ die Perspektive dieses berühmten Whistleblowers.

Und tatsächlich beruht der Film auf der Autobiographie „Felt: The Man Who Brought Down the White House”. So beeindrucken zwar Standfestigkeit, mit der Mark Felt Grundprinzipien moderner Demokratien verteidigt, und die persönlichen Opfer, die er dafür bringt, aber der Vize-Chef des FBI wird kaum immer ein so ehrenwerter Kerl gewesen sein, als der er sich hier selbst darstellt.

Liam Neeson zeigt sich ohne Action aber trotzdem sensationell eindrucksvoll. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet der ungemein körperlich auftretende Schauspieler Liam Neeson diesen extrem standhaften Mann spielt. Eine lang unbewegte, fast versteinerte Miene, die Stimme tief wie bei Clint Eastwood. Das Drehbuch von Regisseur Peter Landesman gibt dieser eindrucksvollen Persönlichkeit durch eine Tochter, die seit mehr als einem Jahr in der linken Subkultur verschwunden ist, zusätzliche Schattierungen. Unglaublich gute Kamera und Musik komplettieren diesen sehr wichtigen und spannenden Film.


Ein FILMtabs.de Artikel