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Sommerhäuser

BRD 2017 Regie: Sonja Maria Kröner mit Thomas Loibl, Laura Tonke, Ursula Werner, Günther Maria Halmer, Mavie Hörbiger 97 Min. FSK: ab 12

Im besonders heißen Sommer des Jahres 1976 wurde in Entebbe eine Flugzeugentführung beendet, bei den olympischen Sommerspielen in Montréal kämpften noch BRD gegen DDR und Ulrike Meinhof starb unter umstrittenen Umständen in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim. Diese Ereignisse dringen kaum bis in den sommerlichen Garten einer großen Familie. Den alten Baum fällte symbolträchtig der Blitz, das Haus der gerade verstorbenen Oma ist fast abgebrannt. Jetzt kommen die Münchener zu den Verwandten auf dem Land. Der Sommer im Garten besteht aus Wespen töten und Baumhäuser bauen. Der aus Kinderperspektive unheimliche Nachbar im Wald hinterm Zaun hat einen Puppenfriedhof, in den Zeitungen wird ein Kind vermisst. Die Erwachsenen hegen Hoffnungen auf das Erbe, das Häuschen und das Grundstück. Die Spannungen zwischen den eifersüchtigen Schwestern setzen sich bei ihren Kindern fort. Gitti protzt mit teuren Klamotten von ihren wechselnden reichenden Männern, der Vater ihrer Tochter kommt allerdings nie zu deren Geburtstagen. Ihr Schwester Eva stichelt und betont der Wert ihrer kompletten Familie.

Das wird mit guten Darstellern schön charakterisiert. Drumherum sorgt eine Ausstattungsorgie mit furchtbaren Schlaghosen, gelben Telefonzellen, Kaugummi-Automaten, Mofas und Nachrichten, die man auf Papier schrieb, für die glaubhafte Zeitstimmung. In der sehr ruhigen Entwicklung klingt ein wenig Kirschgarten mit dem Verlust der alten Familien-Gemeinschaft an. Sehr gewitzt und „natürlich“ steigt die Spannung. Der Kampf mit den Wespen artet in einer Szene a la Hitchcocks „Die Vögel“ aus. Während einer stürmischen Gewitternacht mündet das Sommer-Drama in einer ungewöhnlich stillen und damit sehr berührenden Katastrophe. All dies und mehr gelang Sonja Maria Kröner in ihrem Langfilm-Debüt äußerst stimmig.


Ein FILMtabs.de Artikel