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Django

Frankreich 2017 Regie: Etienne Comar mit Reda Kateb, Cécile de France, Beata Palya 117 Min. FSK: ab 12

Die Finger fliegen so rasant und ungewöhnlich über die Saiten wie bei Sean Penn in Woody Allens Biografie „Sweet and Lowdown“. Doch dieser Django Reinhardt ist ein anderer, die Zeit ist brutal in ihrem Rassenhass: „Django“ erzählt eine Episode im Leben des Belgiers Jean „Django“ Reinhardt (1910-1953). Es ist die erfolglose Flucht vor den deutschen Besetzern in Paris in die Schweiz im Jahr 1943. Das Regie-Debüt des französischen Produzenten Etienne Comar („Von Männern und Göttern“, „Mein Ein, mein Alles“) zeigt den Wandel des unpolitischen Bohemiens und Genies des Gypsy-Swing zum Komponisten einer ergreifenden „Zigeunermesse“ für die verfolgten und ermordeten Roma. Deren Partitur ging zwar verloren, der erhaltene Teil bildet aber den Schlussakkord des Films.

Bis zu diesem tieftraurigen Moment erlebt Django (großartig gespielt von Reda Kateb), der ersten Warnungen von Transporten nicht glaubt und von Angeboten der deutschen Führung lebt, wie immer mehr Menschen verhaftet werden und verschwinden. In einer schockierenden Szene werden die Wagen einer befreundeten Sippe im Flammenwerfern abgefackelt. Die absurden Forderungen der Kultur-Nazis, Django dürfte nicht improvisieren, keine „Negermusik“ spielen und nicht mit dem Fuß wippen, sind noch der amüsante Teil eines schon verlorenen Kampfes um die Freiheit der Musik und damit der Kultur. Die andere Belgierin des Films, Cécile de France, verkörpert in der tragischen Figur der gefolterten und gebrochenen musikalischen „Königin von Montparnasse“ dieses Ende der Freiheit. „Django“, der Eröffnungsfilm der letzten Berlinale, gemahnt auf ergreifende Weise, zu was Rechte an Macht fähig sind.


Ein FILMtabs.de Artikel