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Die Nile Hilton Affäre

Schweden, BRD, Dänemark, Frankreich 2017 (The Nile Hilton Incident) Regie: Tarik Saleh mit Fares Fares, Mari Malek, Yaser Aly Maher, Hania Amar 111 Min. FSK: ab 12

Noredin (Fares Fares) ist ein gewöhnlicher Polizist im Kairo des Jahres 2011. Der Chef des Reviers ist sein Onkel – Sicherheit als Familienunternehmen. Husni Mubarak regiert noch in Ägypten, Fußball ist ein wichtigeres Thema als die Unruhen und Massen-Verhaftungen auf den Straßen, die Folter in den Gefängnissen. Als in einer Luxussuite des Nile Hilton Hotels eine berühmte Sängerin tot aufgefunden wird, soll Noredin erstmals ermitteln und seine Untersuchung führen direkt in einen politischen Skandal.

Der von schwedischen Krimis und Komödien bekannte Fares Fares spielt intensiv eine sehr ambivalente Figur: Noredin kassiert gnadenlos Schutzgelder im Viertel und pflegt seinen Vater. Ein Rest an Anstand hat allerdings keine Chance in dem mächtigen und allgegenwärtigen Korruptions-Apparat. Noredin steht als Protagonist in der Handlung zentral, wir teilen seine Perspektive, doch letztlich ist er nur eine kleine, machtlose Figur. Wie dem Zimmermädchen aus dem Sudan, das zufällig Zeugin wurde, bleibt ihm nur, sein Leben zu retten.

„Alles ist gut, er hat sehr viel bezahlt.“ Solche Weisheiten aus dem Munde des Onkels, einem scheinbar naiven Opportunisten, erweisen sich als prophetisch – tatsächlich wird alles wie bisher weiter gehen. „Die Nile Hilton Affäre“ ist ein Krimi, der in eigentlich skandinavischer Tradition sehr viel sozialen und politischen Hintergrund transportieren will.

Die klassische Detektiv-Geschichte – Nordedin ermittelt trotz anderslautender Befehle weiter – ist angereichert mit einer ganzen Reihe von politischen Stichworten in Dialog und Bild. Der kaputte Fernseher des Polizisten sorgt dafür, dass die Politiker-Kaste als schräges Zerrbild dargestellt wird. Ohne nähere Kenntnis der historischen Verhältnisse entsteht allerdings nur eine Ahnung. Der Film führt zu einem ganz anderen Blickwinkel auf die Demonstrationen vom Tahir-Platz, die durch stattliche Gewalt zu einem Massaker wurden. Im Vergleich zu den skandinavischen Sozial-Krimis wirkt er weniger dicht inszeniert und hat weniger geballte Schauspielkunst bis in die Nebenrollen – zumindest wirkt es in der Syncho-Version so. So ist der Mix aus Krimi und Politthriller interessant und engagiert, aber nicht durchweg gelungen.


Ein FILMtabs.de Artikel