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Kingsman – The Golden Circle

Großbritannien, USA 2017 Regie: Matthew Vaughn mit Taron Egerton, Colin Firth, Julianne Moore, Mark Strong, Halle Berry, Channing Tatum, Jeff Bridges 140 Min.

Wieder erklingt John Denvers „Country Road“, wieder ist Channing Tatum dabei. Doch im Vergleich zu Soderberghs „Lucky Logan“ ist „Kingsman 2“ eindeutig der schlechtere Film. Auch im Vergleich zum sensationell unterhaltsamen ersten „Kingsman“. Der Fluch des zweiten Teils brennt sich wieder ins Gedächtnis.

Ein brutaler Anschlag auf die Kingsman-Organisation, die sich als besonders geheimer britischer Geheimdienst-Orden mit ihrem ersten Film bestens eingefügt haben: Große Explosionen, viele Trümmer. was übrig bleibt sind nur Fragmente… tolle Ideen, aber kein toller film. Zuviel funktioniert nicht ins dieser sehr misslungenen Fortsetzung eines tollen Films.

Es beginnt mit Vollgas–Aktion, gleich drei Einführungs-Szenen machen rasant umständlich klar, worum es letztendlich geht: Wieder mal die Welt retten! Obwohl, ein paar Leute, unter ihnen der US-Präsident, würden sagen, es geht nur um ein paar überflüssige Junkies. Denn die schrille Drogenbaronin Miss Poppy (Julianne Moore) hat ihre Waren mit einem gemeinen Gift vermischt und so einen Großteil der Weltbevölkerung tödlich infiziert. Der US-Präsident soll nun auch die illegalen Drogen wie die legalen Alkohol, Zigaretten und Konsum legalisieren, und schon wird das Gegengift zur Verfügung gestellt. Doch dieser skrupellose Vollidiot meint, mit dem Massenmord hätte er den hirnrissigen „Kampf gegen die Drogen“ gewonnen.

Nachdem sein Kingsman-Mentor Harry Hart (Colin Firth) im ersten Teil per Kopfschuss ausstieg, muss nun der zum Edel-Agenten umerzogenen Gossenjunge Gary „Eggsy“ Unwin (Taron Egerton) die Sache regeln. In den USA trifft der britische Ritter auf artverwandte Agenten, deren Nomenklatur nicht aus Artus- sondern aus Alk-Namen besteht. Diese hochprominente Mischung kreiert allerdings nicht mal den üblichen Witz der freundschaftlich verfeindeten Kulturen. Als Eggsys Gimmick- und Technik-Ausstatter „Q“ ist wieder „Merlin“ (Mark Strong) dabei, und tatsächlich lebt Eggsy mit der schwedischen Prinzessin zusammen, die er bei seiner letzten Weltenrettung befreite.

Diese schon unverschämt rein dekorative Nebenfigur steht am Anfang einer ganzen Reihe von unvollendeten Dreingaben: Der Arm-Ageddon-Metallarm des schlagkräftigen Gegenspielers und gefallenen Agenten-Engels Charlie (Edward Holcroft) ist eine von mehreren Terminator-Anleihen. Julianne Moore trumpft als knallbunt durchgeknallte Miss Poppy und Chefin vom Golden Circle karikaturistisch gut auf, um dann ohne Tiefe zu versanden. Hier und bei den vielen Gimmicks sowie Science Fiction-Einlagen ist bei der zu oft lahmen Inszenierung noch am ehesten die Herkunft vom Comic „The Secret Service“ der Herren Mark Millar und Dave Gibbons zu erkennen.

Bei aller Enttäuschung über „Kingsman 2“ ärgert vor allem das Durcheinander: Besonders stilvolle Agenten, heftige Fleischwolf-Szenen und Anschläge auf die Geschmacksnerven mit Kloake und Kannibalismus. Insgesamt ein totaler Flop bis zum Auftreten von Colin Firth, das ja schon im Trailer verraten wird. Da Channing Tatum als amerikanischer Kingsman-Verwandter schnell auf Eis gelegt wird, sind nur Firth und Elton John als von Miss Poppy gekidnappter Elton John richtig gut. Der Paradiesvogel ist sogar sagenhaft, wenn er sich selbst auf den Arm nimmt und auf Action macht. Reicht für einen YouTube-Clip, aber nicht für über zwei Stunden lang Film.


Ein FILMtabs.de Artikel