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mother!

mother!

USA 2017 Regie: Darren Aronofsky mit Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer, Domhnall Gleeson, Brian Gleeson, Kristen Wiig 122 Min. FSK: ab 16

Da gab es wohl letztens Ärger im Hause Aronofsky… Ob der Erfolgsregisseur von „Black Swan“ vielleicht seine häuslichen Pflichten vernachlässigt hat? Jedenfalls wird in „mother!“ eine selbstzerfleischende Künstler-Beziehung auf drastische Weise dargestellt, der Kampf ums Privateste als Kammerspiel und als Splatter-Horror. Das Duell zwischen künstlerischer Produktion und menschlicher Reproduktion wurde ganz frisch in Venedig ausgebuht und startet jetzt ironischerweise im Mainstream-Kino. Die einzig schlechte Entscheidung, die bei diesem gewaltigen und teilweise wahnsinnigen Film getroffen wurde.

Die Superlative eilten dem Film voraus: Das Schlimmste, Extremste, Bizarrste – selbst für einen Regisseur wie Darren Aronofsky, der einiges auf dem filmischen Kerbholz hat: Die Biographie „Jackie“ (2016), das Sportlerdrama „The Wrestler“ (2008), der Fantasyfilm „The Fountain“ (2006), der Drogen-Strudel „Requiem for a Dream“ (2000) oder das wahnsinnige Debüt „Pi“ (1997) – Darren Aronofsky inszeniert exzellent in vielen Formen und Genres. Nach „Black Swan“ (2010) erschuf Darren Aronofsky mit „mother!“ nun wieder einen Psychothriller.

„Er“ (Javier Bardem) und „Mutter“ (Jennifer Lawrence) leben in ihrem einst niedergebrannten Haus, das sie liebevoll wieder aufbaut. Er ist ein ehemals erfolgreicher und jetzt blockierter Schriftsteller. Sie federführend bei der Restaurierung des Hauses, das scheinbar weit weg von anderer Besiedlung liegt. Daher überrascht das Klopfen von „Mann“ (Ed Harris), gefolgt einen Tag später durch „Frau“ (Michelle Pfeiffer). Es folgen zu persönliche Fragen, unverschämtes Eindringen in die Privatsphäre und in dreiste Schlafzimmer-Fragen. Dazu ein bedrohlicher Ofen, ein seltsames Ding in der Toilette und eine typische Horror-Kamera, immer nah an den Figuren, auf der Schulter oder direkt vor dem Gesicht von Jennifer Lawrence. Auch überall andauernd Blut, und weil das Haus gerade umgebaut wird, knarren nicht nur die Dielen.

Man erwartet „Rosemaries Baby“ bei den schwarz gekleideten, einnehmenden Gästen. Man amüsiert sich über den weinerlichen, selbstverliebten Dichter, der angesichts einer Schwangerschaft wieder wie wild zu schreiben beginnt. Während „mother!“ in der ersten Hälfte dicht und atemlos erzählt wird, steigert sich dann alles in einen surrealen Wahnsinn. Ein überbordender Trip mit Revolutions-, Kriegs- und Sklavenszenen – allein auf der ersten Etage des Hauses – liefert ein reichlich überstrapaziertes Bild, dass alles Private bei kreativen Stars ausgeweidet wird.

Es geht um Geschlechterrollen, um den Unterschied zwischen literarischer und wortwörtlicher Schöpfung. Hier wird oberflächlich das private Zuhause für öffentlichen Ruhm oder auch nur ein paar Schmeicheleien aufs Spiel gesetzt. bilden einen Widerspruch in sich. Das ist vor allem nicht der Realismus, den man im Mainstream erwartet, wo selbst das Horror-Genre ähnlich fantasielos gewöhnlich daherkommt wie Fantasy oder der Science Fiction. Das ist tatsächlich abgründig, vielschichtig und visuell überwältigend. Einmalig, gut und gar nicht so schockierend wie es aus Venedig lautete.


Ein FILMtabs.de Artikel