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Gelobt sei der kleine Betrüger

Jordanien, BRD, Niederlande 2016 (Inshallah istafadit / Blessed Benefit) Regie: Mahmoud al Massad mit Ahmad Thaher, Maher Khammash, Odai Hijazi 87 Min. FSK: ab 6

Der jordanische Bauunternehmer Ahmad (Ahmad Thaher) wird als Betrüger zu drei Monaten verurteilt, weil er kassiert hat, ohne auch nur mit dem Auftrag anzufangen. Das Geld investierte er in kanadische Laptops, die im Zoll festhängen. Die jordanische Justiz funktioniert mit etwas Schmiermittel reibungslos, Staatsanwalt und Richter sind pragmatisch. Es gibt auch viel zu tun, denn überall zeigen sich Gangster und Betrüger am Werk. Aber es sind alles keine unsympathischen Menschen. Sie werden im Familienumfeld gezeigt und mit Freunden.

Man weiß bei Ahmad, der bis auf ein paar fehlende Zähne Jeff Goldbloom ähnelt, nie so genau, ob er tollpatschig oder raffiniert drein blickt. Die stoisch erduldete Haft ist bestimmt von lauter absurden Randereignissen: Im Gefangenentransport ist Ahmad nur mit Anzugträgern und Bankern unterwegs, die Gefangenen haben ein Handy. Der Kommissar ist vor allem an einer Besucherin im Gericht interessiert, der Zellenchef betreibt einen florierenden Handel mit den anderen Insassen, die sich bevorzugt dramatische Hausfrauen-Soaps anschauen. Ein angeblicher Anwalt haut genauso mit dem Geld ab wie ein vermeintlicher Käufer mit den Laptops – ohne zu zahlen. Der Weg von einem Betrüger zum anderen ist ein zweiter komischer Roter Faden des Films.

Der als Dokumentarist erfahrene Regisseur Mahmoud al Massad zeichnet in seiner Komödie um die Gefängniszelle einen Mikrokosmos der jordanischen Gesellschaft. Nie besonders positiv, aber trotzdem mit Sympathie für seine um etwas Wohlstand oder auch nur einen Internetzugang strampelnden Figuren. Das läuft selbst bei einer Revolution der Zellenhierarchie richtig undramatisch aber mit viel Herz für die Figuren und auch mit sehr guten Schauspielern ab.


Ein FILMtabs.de Artikel