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Dalida

Frankreich 2016 Regie: Lisa Azuelos mit Sveva Alviti, Riccardo Scamarcio, Jean-Paul Rouve, Nicolas Duvauchelle 124 Min. FSK: ab 12

Zahllose Erfolge als Sängerin, drei Partner, die sich umgebracht haben, bevor sie sich selbst mit 54 Jahren das Leben nahm: Das Leben von Dalida war schon lange Melodram, bevor jemand auf die Idee kam, daraus ein Filmdrama zu machen. 30 Jahre nach ihrem Tod überrascht Komödien-Regisseurin Lisa Azuelos („LOL – Laughing Out Loud“) mit dieser berührenden und einnehmenden Biographie Dalidas.

1933 wurde Dalida in Kairo als Yolande Gigliotti geboren, der italienische Vater, ein Musiker, im Krieg als vermeintlicher deutscher Kollaborateur verhaftet. Ihre Karriere beginnt mit einem ersten Konzert im legendären Olympia in Paris 1953 und hielt Jahrzehnte an. Mitte der 70er gab es ein Comeback in den USA mit Disco und Lester Wilson, dem Choreographen von „Saturday Night Fever“. Ihren Hit „Salma Ya Salama“ sang sie in Arabisch, es folgten Konzerte in Ägypten und im Libanon. Noch 1986 spielte sie in Youssef Chahines „Le sixième jour“ (Der sechste Tag) die Hauptrolle. Tolle Schlager wurden mit ihrer tiefen Stimme und dem Akzent mit dem rollenden R im Französischen unverwechselbar. So richtig emotional aufgeladen erscheinen sie allerdings erst in diesem Bio-Pic: Für jede Lebenslage bis hin zum Abschied mit „Pour ne pas vivre seule“ scheint es einen passenden Song zu geben, was bei der reichen Auswahl vielleicht tatsächlich nicht schwer war.

Denn ihr Privatleben war kein Hit: Ihr erster Ehemann, Lucien Morisse, Leiter des damals neu gegründeten Privatradiosenders Europe 1, brachte sich ebenso um wie der Schlagersänger Luigi Tenco, mit dem Dalida 1967 während des Festivals in San Remo das gleiche Lied sang. Und auch Richard Chanfray, von dem sich Dalida 1981 trennte, beging zwei Jahre später Selbstmord. Die eigenen Krisen versuchte die Künstlerin mit Psychoanalyse und einem dreijährigen Aufenthalt in Indien zu bewältigen.

Dieses wirklich bewegte Leben wird oft aus dem Blickwinkel ihrer Männer und ihres Bruders erzählt, der auch ihre Biographie „Dalida – Mon frère, tu écriras mes mémoires“ schrieb. Regisseurin Lisa Azuelos gelang in „Dalida“ eine elegante Montage von Erfolg und Drama durch verschiedene Lebensphasen angefangen mit Dalidas Kindheit in Ägypten. Gut inszeniert mit sehr stimmingen Bildern, Farben und Szenen. Das Zusammenspiel von dramatischen Ereignissen und intensiver Mimik begleitet eine nicht endenden Folge von Hits und Evergreens: „Parole, Parole“ (mit sprechendem Alain Delon), „Besame mucho“, die Mini-Oper „Gigi l’amouroso“, „Buenos noches, mi amor“ oder „Il venait d’avoir 18 ans“ passend als sie ihren viel jüngeren Liebhaber und Literaten zusammenkommt. Die Dalida-Darstellerin Sveva Alviti ist dabei eine Entdeckung: Mit glaubhafter Interpretation schafft sie es, Faszination und Drama dieser Frau zu verkörpern – wenn man danach Originalaufnahmen sieht, scheint Alviti die authentischere, auf jeden Fall die intensivere Dalida zu sein.


Ein FILMtabs.de Artikel