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Mein wunderbares West-Berlin

D 2017, R: Jochen Hick, 97 min

Eine Insel ohne Strand und Palmen, ein Hort des Kapitalismus im Meer des Sozialismus: West-Berlin war einmalig in der Geschichte. Mythen ranken sich um die wilde Zeit vor allem der frühen Achtziger, als dort alles möglich schien und Menschen aus aller Welt nach West-Berlin strömten. Zahlreiche Bücher und Filme fingen die Zeit vor dem Fall der Mauer ein. Allen voran Sven Regeners „Herr Lehmann“ oder die Erinnerungen von Mark Reeder, die er in „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979–1989“ festhielt. Aber es gab bisher keine Chronik des schwulen Lebens in Berlin. Dabei war die geschlossene Stadt die offenste und toleranteste Hochburg der Homosexuellen in einer Zeit, als der berüchtigte Paragraph 175 noch existierte und in anderen Teilen repressiv umgesetzt wurde. Der Filmemacher Jochen Hick („ Ich kenn keinen – Allein unter Heteros“) kam aus Darmstadt nach Berlin und war überwältigt von der dortigen Szene. Mehr als dreißig Jahre später stellte er nun die erste Chronik der schwulen Emanzipation zusammen, um die Geschichte endlich festzuschreiben für folgende Generationen. Zahlreiche Zeitzeugen kommen darin zu Wort (u.a. Rosa von Praunheim, Wieland Speck und Filmverleiher Manfred Salzgeber), was mitunter etwas ermüdet. Das einzigartige Archivmaterial offenbart einen faszinierenden, höchst expliziten Einblick in eine wilde Zeit.


Ein FILMtabs.de Artikel