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Zu guter Letzt

USA 2017 (The Last Word) Regie: Mark Pellington mit Shirley MacLaine, Amanda Seyfried, Anne Heche 108 Min. FSK: ab 0

Die letzten Worte zur großen Karriere der außergewöhnlichen Shirley MacLaine, die am 24. April ihren 83. Geburtstag feiern wird, sind noch nicht geschrieben. Doch man kann den Entwürfen nun einen weiteren bemerkenswerten Film hinzufügen, bei dem ihr ein ganz besonderer Nachruf geschrieben wird.

Ihre Figur Harriet Lauler ist eine reiche und sehr anstrengende Perfektionistin, die selbst der Haushalthilfe das Messer und dem Gärtner die Heckenschere aus der Hand nimmt. Der Controll-Freak Harriet ist dabei einsam und unglücklich. So unglücklich, dass sie mit Schlaftabletten ihren eigenen Abgang gestaltet. Doch sie wird gerettet – zum Glück. Denn sie hat vergessen, sich um den eigenen Nachruf zu kümmern, merkt sie bei der Zeitungslektüre. So mischt sie mit ihrer unnachahmlich herrischen Art die lokale Zeitung auf, schmeißt den Chefredakteur aus seinem Büro und engagiert für sich privat die äußerst talentierte, junge Nachrufschreiberin Anne (Amanda Seyfried). Denn „seinen Nachruf dem Zufall überlassen, ist äußerst unvernünftig!“

Selbstverständlich schlägt die Paarung aus energisch durchsetzungsfähiger Zicke und milder, aber eigenwilliger Nachwuchs-Schreiberin zuverlässig Funken. Doch vor allem wird schnell klar, dass niemand, aber wirklich niemand von ihrer perfekten Liste ein gutes (letztes) Wort über Harriet sagen will. Nur der geschiedene Mann erinnert sich an Schönes, dafür hat die Tochter (Anne Heche) seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. So muss sich das Biest für den Nachruf zu guter Letzt doch noch ändern. Als spezielle Zutat dieser Textform muss auch eine persönliche Wohltat her. Beim Besuch des Heimes für „Mädchen mit Risiko-Hintergrund“ zeigt sich in Harriets Ansprache über ein Leben, das ohne Risikos kein richtiges sei, was in dieser erfolgreichen Frau aus weniger emanzipierten Zeiten alles steckt.

Dass auch die Ghost-Writerin Anne etwas weniger offensichtlich aber unvermeidlich in einer Sackgasse steckt und dass sich Harriet ein sehr cleveres, 9-jähriges schwarzes Mädchen aus Protegé herauspickt, macht aus „Zu guter Letzt“ einen klugen Film über drei Frauen und ihre abwesenden Mütter. Das ist unweigerlich beizeiten gefühlvoll, macht aber vor allem Spaß, wenn Harriet mit ihrer Plattensammlung zum Hit beim Independent-Radio wird, wenn wieder mal das Funkeln in den Augen von Shirley MacLaine aufblitzt.

Mit großem zeitlichen Abstand zeigt der Regisseur, Produzent und Drehbuch-Autor Mark Pellington Bemerkenswertes im Kino: Den Thriller „Arlington Road“ mit Jeff Bridges und Tim Robbins 1999, den mitreißenden Mystery-Film „The mothman prophecies“ mit Darsteller: Richard Gere und Laura Linney 2002. Nun lässt ehrt er die MacLaine („Madame Sousatzka“ 1988, „Das Mädchen Irma la Douce“ 1963, „Das Appartement“ 1960), lässt aber auch der heutzutage bekannteren Amanda Seyfried („Mamma Mia!“) Raum. Die Fotografie (Kamera: Eric Koretz) erlaubt sich den Look von Beiläufigkeit, hat was von Werbebildern, aber nicht von der glatten Sorte. Die wunderbar spritzigen und klugen Dialoge leiden allerdings unter furchtbaren Synchronstimmen und Grobheiten wie der Deppen-Eindeutschung „am Ende des Tages“. Trotzdem überlebt der schöne Sinnspruch Harriets: „Man macht keine Fehler – Fehler machen einen“ … stärker und furchtloser.


Ein FILMtabs.de Artikel