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Pawlenski – Der Mensch und die Macht

BRD 2016 Regie: Irene Langemann 99 Min.

In Zeiten, in denen die Diktatoren und die Nachfrage nach solchen sprießen, stellen die Aktionen des russischen Performance-Künstlers Pjotr Pawlenski eine Antwort auf totalitäre Systeme dar. Der Bild mit den zugenähten Lippen als Protest gegen die Pussy Riot-Prozesse ist zu einer Ikone der Unfreiheits-Verhältnisse in Russland geworden. Die Dokumentation von Irene Langemann zeigt die Hintergründe dieses und anderer Proteste, aber auch das Privatleben von Pawlenski. Schon die Aktionen stellen die Sicherheitskräfte vor Probleme: Wie verhört man jemanden mit zugenähten Lippen, wie verhaftet man jemanden, dessen Hoden bei der „Fixierung“ auf dem Roten Platz an den Boden genagelt sind?

Unter dem Motto „Das Private ist politisch“ gibt Pawlenski der Kunst erneut eine gesellschaftliche Verantwortung und Selbstbewusstsein. Neben den immer wieder verblüffenden Aktionen, bei denen er sich wie Van Gogh ein Ohrläppchen abschnitt oder sich in eine Rolle Stacheldraht wickelte, zeigt der Film auf den Original-Mitschriften beruhende, künstlerische Nachinszenierungen der Prozesse als Schattenrisse. Dies und die Aussagen der Weggenossen machen die Mechanismen der Unterdrückung im Putin-Regime durch Polizei und Sicherheitsdienste offensichtlich. Ein interessantes Porträt, das den Pjotr Pawlenski ausgerechnet als Künstler mit einem sehr klaren Konzept zeigt, während Polizei und Staatsanwaltschaft ihn als Verrückten brandmarken wollen.


Ein FILMtabs.de Artikel