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Tour de France

Frankreich, 2016 Regie: Rachid Djaidani mit Gérard Depardieu, Sadek, Louise Grinberg, Nicolas Marétheu 95 Min. FSK: ab 12

Der große Gérard Depardieu geht wieder auf Tour. Wie schon im abgedrehten „Saint Amour“ von Benoît Delépine und Gustave Kervern reist er durch Frankreich, damals waren die Weinregionen das Ziel, diesmal die Häfen des Landes. Depardieus Figur ist der kleingeistige und kleinbürgerliche Spießer Serge Desmoulins. Dieser Rassist aus Arras lässt sich – in einer bemühten Konstruktion – ausgerechnet von einem Pariser Gangster-Rapper fahren, der aus Nordafrika stammt. Der angesagte Rapper begleitet nun im gegenseitigen Widerwillen den Hobby-Maler auf dessen Pilgerreise zu den 250 Jahre alten Hafen-Motiven Claude Joseph Vernets, um sie nachzumalen. Muslim und reaktionärer Franzose, das sind nicht die einzigen Gegensätze. Auf die Frage, ob Sadek Maler aus dem 18. (Jahrhundert) kennt, meint dieser, er kenne alle Gauner aus dem 18. (Bezirk), da seien einige Verwandte von ihm dabei. Aber bald zeigt die gemeinsame Kenntnis des Serge Lama-Chansons „Je suis malade“, dass uns der Film mit einer nicht wirklich überraschenden Verständigung unterhalten will. Doch schnell sucht diese „Tour de France“ unübliche Wege.

Depardieu darf wieder das alte, einsame und versoffene Wrack geben. An seiner Seite kann der in Frankreich angesagte Rapper Sadek in seiner ersten Kinorolle viel improvisieren, was dem Film eine frische Lockerheit gibt. Beide bringen sich gegenseitig etwas bei, diskutieren die Ursachen des Rassismus und die Rap-Musik. Depardieu rappt die National-Hymne und Sadek singt Serge Lama. Zusammen landen sie nach einer rassistischen Personenkontrolle im Knast. Der harte Rapper, der eigentlich ein sensibler, kluger Junge ist, bekommt Essens-Lektionen und Inspiration durch den lokalen Gesang.

Regisseur Rachid Djaïdani, der mit 20 Jahren seine erste Rolle im Film „La Haine“ von Mathieu Kassovitz bekam, präsentiert einen unkonventionellen Road-Movie, eine typische Buddy-Begegnung, die einmal anders ausfällt. Nicht perfekt im schematischen Drehbuch, aber originell in der sympathischen Improvisation.


Ein FILMtabs.de Artikel