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Jackie

Chile, USA, Frankreich, 2016 Regie: Pablo Larraín mit Natalie Portman (Jackie Kennedy), Peter Sarsgaard, Greta Gerwig, Billy Crudup , John Hurt, Richard E. Grant 100 Min. FSK: ab 12

Die Bilder von Kennedys Ermordung gingen um die Welt. Wieder und wieder, vergrößert, in Zeitlupe. Doch wie es sich angefühlt haben muss, direkt daneben zu sein, den halb zerfetzten Kopf des geliebten Mannes im Schoß zu haben – darüber sagen diese Bilder nichts. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín, dessen außergewöhnliches Biopic »Nerruda« bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert wurde und in diesem Monat ebenfalls bei uns in die Kino kommt, zeigt die historischen Ereignisse um den Tod des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten konsequent aus der Sicht seiner Frau »Jackie«. Der traumatische Flug zurück nach Washington an Bord der Airforce One. Der Moment, wenn sie sich der Öffentlichkeit stellt, im blutverschmierten Dress, das sie sich weigerte abzulegen, um der Welt zu zeigen, was sie zu verantworten hat. Die angemessene Trauerfeier unter der Gefahr eines weiteren Anschlags und schließlich die Frage: wie bringt sie es den Kindern bei? Larraín schildert die Stunden nach dem Anschlag schmerzhaft authentisch und vermischt sie mit Bildern aus unschuldigen Tagen, die originalen Fernsehaufnahmen nachempfunden sind. Die junge, noch naiv wirkende Jackie Kennedy führt ein Kamerateam durch das Weiße Haus und kommentiert die Veränderungen. Dem gegenüber setzt Larraìn ein Zeitungsinterview, das die gebrochene Frau einige Monate nach dem Tod ihres Mannes zeigt. In allen Phasen des vielschichtigen Werks spielt Natalie Portman die First Lady überzeugend und oscarwürdig. Die Ausstattung und die Rekonstruktion der Originalaufnahmen ist detailliert, die Kameraarbeit von Stéphane Fontaine (»Der Geschmack von Rost und Knochen«) meisterhaft. »Jackie« ist ein großartiges Werk von einem versierten Regisseur. Ein schmerzhafter Film von Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen.


Ein FILMtabs.de Artikel