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Nocturnal Animals

USA 2016 Regie: Tom Ford mit Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, 117 min

Die Nacht kennt keine Geheimnisse. In den Stunden vor Sonnenaufgang kann auch Susan sich selbst nichts mehr vormachen. Dabei ist sie gut darin, den äußeren Schein zu wahren. Ihr Mann Hutton ist längst nicht mehr der erfolgreiche Geschäftsmann, als der er sich ausgibt. Die Fassade des Reichtums bröckelt. Susan sitzt hilflos daheim, während ihr Mann versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Die kinderlose Ehe ist längst verkümmert. Hutton reist nicht allein. Die Erinnerungen holen Susan ein, an ihre erste Ehe mit Tony, dem Schriftsteller, den sie gegen den Widerstand ihrer Mutter heiratete. Aber es sind auch Schuldgefühle, die Susan heimsuchen, als sie beginnt das Manuskript zu lesen, das er ihr schickte. Sie verliert sich in der Geschichte um den Familienvater Edward, der eine brutale Begegnung mit einer Handvoll Hinterwäldler macht.
Wie Regisseur Tom Ford die beiden Ebenen der Handlung miteinander verschränkt, ist meisterhaft. Aus der fiktiven Handlung fällt er in Susans Realität, gleitet über in die Vergangenheit und erschafft so ein komplexes Psychogramm seiner Figuren. Für seinen zweiten Spielfilm nahm sich der gefeierte Modedesigner den Roman „Tony & Susan“ von Austin Wright vor, ein abgründiges Werk, brutal und nihilistisch. Weit entfernt von Fords gefeiertem Erstling „A Single Man“, einem todtraurigen, aber warmherzigen Drama um Verlust. Eine tiefe Traurigkeit zieht sich auch durch „Nocturnal Animals“, von Amy Adams überzeugend charakterisiert. Der traurige Blick von Jake Gyllenhaal, der hier sowohl Tony, als auch Edward in Susans Phantasie verkörpert, ist uns schon vertraut. Ford bewahrt eine Distanz, die sich auch im unterkühlten Interieur der Luxusvilla spiegelt. Die Bilder sind von bestechendem Stilbewusstsein und gehen mit der Musik von Abel Korzeniowski eine perfekte Symbiose ein. Ein erschütterndes Werk mit der Schönheit eines Autounfalls.


Ein FILMtabs.de Artikel