« | Home | »

Safari

Österreich, 2016 Regie: Ulrich Seidl 91 Min. FSK: ab 12

Ulrich Seidl war nie ein Freund der bequemen Themen. In seiner über 30 Jahre währenden Karriere als Filmemacher war es ihm stets ein Anliegen, die Finger tief in die Wunden sozialer Missstände und menschlicher Abgründe zu legen. Seine Filme sind schmerzhaft – weil sie wahr sind und doch Unfassbares erzählen. Die Grenze zwischen Spielfilm und Dokumentation verschwimmt dabei ein ums andere Mal. Sein neues Werk macht da keine Ausnahme, auch wenn es deutlich als Dokumentarfilm erkennbar ist. Eigentlich sollte ein eindeutiger Warnhinweis für Tierfreunde vorweg geschickt werden. Ihnen wird am wenigsten schmecken, was Seidl hier auftischt. Aber darauf deutet bereits das Sujet hin, welches er sich diesmal gesucht hat: die Großwildjagd in Afrika.
Immer wieder lösen Fotos von Menschen, die vor den Kadavern bedrohter Tierarten posieren, einen Sturm der Entrüstung in den sozialen Medien aus. Nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was längst zum Alltagsbild im Kontinent gehört. Seidl porträtiert Deutsche und Österreicher, die nach Afrika reisen, um dort zu jagen. Ein kostspieliges Vergnügen und ein perverses. 615 Euro für ein Gnu. »Das Weißschwanzgnu ist ein bisserl teurer, um die 800«. Bestellung nach Katalog. Den Wünschen sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Seidl begleitet die Schützen auf der Pirsch, um ihre Faszination begreifbar zu machen. Er urteilt nicht – das ist stets die große Stärke seiner Arbeiten. Ein Urteil kann sich jeder selbst bilden, wenn die Jäger – zumeist Männer – ganz offen vor der Kamera über ihre Leidenschaft sprechen. Sie töten nicht, das wollen sie ganz deutlich klarmachen – sie erlegen. Einen Unterschied macht das nicht. Es geht um Trophäen und die Macht über andere Kreaturen. Ein Ritual für das man auch nach dem Film wenig Verständnis findet, aber die Motivation dahinter erfassen kann. Sofern man »Safari« bis zum Abspann durchsteht.


Ein FILMtabs.de Artikel