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Was Männer sonst nicht zeigen

(Miesten vuoro) FIN/SW 2016 Regie: Joonas Berghäll, Mika Hotakainen 81 min.

Die Finnen und ihre Sauna sind untrennbar miteinander verbunden. Mehr als 1,5 Millionen Schwitzbuden gibt es in Finnland – eine für vier Finnen. In ihr kehren sich die Gefühle nach außen. Die Hitze öffnet Poren und Herzen. In der finnischen Gesellschaft wurde seit der Jahrtausendwende viel über die Gefühle der Frau gesprochen, es wurden Dokumentarfilme gedreht und in den Medien diskutiert. Aber wie steht es eigentlich mit den Männern? Das fragten sich die beiden Dokumentarfilmer Joonas Berghäll und Mika Hotakainen und gaben gestandenen Männern die Möglichkeit, ihr Herz vor der Kamera auszuschütten. Die Nacktheit schafft Intimität, die Hitze baut Barrieren ab. In der Sauna sieht dich niemand weinen, so lassen die unterschiedlichen Charaktere ihren Gefühlen freien Lauf. Es geht um Verlust und Schuld, Einsamkeit und Tod. Aber es gibt auch Momente der Hoffnung, ein neues Leben, eine neue Liebe. Mit ihrer Kamera reisten Berghäll und Hotakainen durch das Land und die Saunen, die mal in einem Wohnwagen, mal in einer Telefonzelle eingerichtet waren. Inmitten der malerischen, vielfältigen Landschaft werden so auch die unterschiedlichen Menschen, Schichten und Geschichten eingefangen. Da trifft ein Soldat auf Obdachlose, Knastbrüder auf Lokführer. Berührende Schicksalswege und gezeichnete Körper, die ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. So entstand eine Bestandsaufnahme der männlichen finnischen Seele. Kein Wunder, dass sich der bewegende Dokumentarfilm zum Publikumshit in seiner Heimat entwickelte und sogar für den Oscar eingereicht wurde. In den vergangenen Jahren haben die beiden Regisseure nun erneut Hand angelegt und einen Director’s Cut erstellt, den der Filmverleih temperclay nun erstmals in die deutschen Kinos bringt. Mitsamt einer synchronisierten Fassung, um Barrieren niederzureißen, die den Weg zum Herz behindert könnten. Denn auf dieses emotionale Zentrum hat es »Was Männer sonst nicht zeigen« abgesehen – und trifft mitten ins Schwarze.


Ein FILMtabs.de Artikel