« | Home | »

Schwester Weiß

D 2015 R: Dennis Todorović, D: Željka Preksavec, Lisa Martinek, Beatrice Richter 97 min

Es gibt keine Anleitung dafür, wie man trauern sollte. Gesellschaftliche Richtlinien vielleicht darüber, „was sich gehört“, aber mit dem Verlust eines geliebten Menschen muss jeder selbst umgehen. Birgit und Helene sind grundverschieden. Während die jüngere Helene noch vor dem Abitur für drei Jahre in Richtung Südostasien flüchtete, kümmerte sich die brave Birgit um den Vater. Helene kehrte zurück, heiratete und bekam eine Tochter. Birgit ging ins Kloster, aus ihr wurde Oberschwester Martha. Der Graben zwischen ihnen könnte kaum größer sein. Während Martha glaubt, ihren Frieden in Gott gefunden zu haben, lehnt Helene den Glauben rigoros ab und will auch ihre Tochter Maja vor der Einflussnahme der großen Schwester schützen. Im Streit gehen sie auseinander und ein Unfall passiert. Helenes Ehemann und Tochter kommen ums Leben. Helene erwacht aus dem Koma und erinnert sich an nichts. Sie kann nicht trauern, weil sie sich des Verlusts nicht bewusst ist. Martha kümmert sich fortan um sie und hilft ihr dabei, sich zu erinnern. Aber vielleicht ist es ja besser, zu vergessen.

Trauer, Verlust und Zweifel am Glauben – schwere Themen für den schwierigen zweiten Langfilm hat sich Dennis Todorović („Sasha“) da ausgesucht. Doch ihm gelingt das Kunststück, sie leichtfüßig zu erzählen. Durch Helenes Amnesie bekommt der Zuschauer eine unbedarfte Sicht auf die Ereignisse. Die hervorragenden Darsteller schultern die Tragik und verleihen ihr komödiantische Züge. Durch die schwäbische Mundart wird den Themen ihre Schwere ein Stück genommen. Einen etwas unbeholfenen Schnitt und die Fernsehästhetik macht „Schwester Weiß“ mit einer guten Portion Charme wett. Auch wenn die Fragen nach Moral und Glauben schwer wiegen, ist Todorović ein lebensnaher Film gelungen, der sein Heil in Gott sucht, aber im Leben findet.


Ein FILMtabs.de Artikel