« | Home | »

Hedis Hochzeit

Tunesien, Belgien, Frankreich, Katar, Vereinigte Arabische Emirate 2016 (Inhebbek Hedi) Regie: Mohamed Ben Attia mit Majd Mastoura, Rym Ben Messaoud, Sabah Bouzouita 88 Min.

Hedi lächelt nie. Weder in seinem Job als Vertreter einer Autofirma, noch wenn er mit seiner Mutter am Tisch der Eltern seiner zukünftigen Braut sitzt. Nicht einmal, wenn er sich nachts zu Khedija stiehlt und sie im Schatten einer Gasse im Auto sitzen. Schon immer wurde Hedis Leben ferngesteuert von seiner überambitionierten Mutter. Ständig muss er sich Vergleiche mit seinem großen Bruder gefallen lassen, der es „zu etwas gebracht hat“ und mit seiner Frau in Frankreich lebt. Als Hedi von seinem Chef ans Meer versetzt wird, um dort auf Kundenfang zu gehen, trifft er auf Rim, die als Animateurin für die Touristen in einem Hotel tanzt. Ihre Lebenslust und der Duft der weiten Welt entfachen in ihm eine ungekannte Leidenschaft.
Hedis Situation ist ein Spiegel seiner Heimat Tunesien. Hin- und hergerissen zwischen Tradition und Moderne verändert sich das Land nach den ersten demokratischen Wahlen vor zwei Jahren. Die neugewonnene Freiheit überfordert auch Hedi, der sonst seinem arabischen Namen entsprechend ruhig und gelassen agiert. Majd Mastoura (Darstellerpreis auf der Berlinale) verkörpert ihn auf zurückhaltende Art. Eine interessante Bestandsaufnahme der Stimmung in Tunesien, ruhig erzählt zwischen der Enge der Großstadt und den weiten Einstellungen am Meer, zwischen Gesellschaftskritik und Liebesgeschichte, versehen mit einem Funken Hoffnung, aber die Realität im Blick. Ein starkes Debüt, das in Berlin als bester Erstlingsfilm ausgezeichnet wurde.


Ein FILMtabs.de Artikel