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Gänsehaut (2015)

USA, Australien 2015 (Goosebumps) Regie: Rob Letterman mit Jack Black, Dylan Minnette, Odeya Rush 103 Min.
Wieso hassen eigentlich alle diese Figuren ihren so überaus erfolgreichen Autor und Schöpfer? Jack Black spielt den real existierenden Bestseller R.L. Stine, bei dem dieser inflationär gebrauchte Begriff mal stimmt: Zwei Bücher jeden Monat summieren sich zu über Hundert Bänden, die rund 350 Millionen mal verkauft wurden! 1992 wurde Stine mit der Jugend-Gruselbuchreihe Gänsehaut richtig erfolgreich. Und nun wird dieser verschrobene Kerl von seinen eigenen Kreaturen gejagt…
Es ist der Teenager Zach (Dylan Minnette), der nach einem Umzug zuerst die supernette und witzige Nachbarin Hannah (Odeya Rush) kennen lernt und dann ihren sehr seltsamen Vater Stine fürchten soll. Die Jugendlichen kommen sich in einem zauberhaft verlassenen und zugewachsenen Kirmes-Park näher, bei dem freundlicherweise die Elektrizität noch funktioniert. Doch bevor sich was zwischen den beiden entwickeln kann, verschwindet Hannah und bei der heimlichen Suche in Stines Haus fällt eines der vielen verschlossenen Bücher aus dem Regal, worauf dem entriegelten Band ein riesiger Yeti entsteigt. Statt langsamer Steigerung öffnet sich hier direkt Büchse der Pandora mit Stines Büchern, die reihenweise ihre Kreaturen in die Wirklichkeit entlassen: Start frei für die Action!
Der Zauber der Bücher, ihre Kraft, Welten und Wesen zu schaffen, ist im Zirkelschluss auch immer selbst literarisches Thema, ganz populär beispielsweise in Michael Endes „Die unendliche Geschichte“. Doch „Gänsehaut“ stammt aus der Welt der effekt- und action-reichen Film-Fantasie, ist ein Nachbar von „Jumanji“ und zitiert aus einem ganzen Kosmos von Populärkultur-Monstern.
Eine Armee animierter Gartenzwerge, eine riesige Gottesanbeterin, der Werwolf in der Fleischtheke des Supermarktes, der auf das Schoßhündchen-Spielzeug reinfällt. Auch der vampireske Pudel ist eine tolle Idee, zahme Zombies nicht so sehr. „Gänsehaut“ fährt eine immer mal reizvolle Ansammlung an fantastischen Kreaturen auf, doch insgesamt wirken sie bei aller tricktechnischen Perfektion zu glatt und nicht wirklich bedrohlich. Da hilft auch die Musik von Gruselmeister Danny Elfman nicht und Jack Blacks Stimme für die wahnsinnig hassende Bauchredner-Puppe Slappy, sein Alter Ego, nur ein wenig.
Dass sich hier zwei Waisen verlieben – geschenkt. Dass der so übermäßig erfolgreiche Autor selbst noch ein einsames, verzogenes Kind ist, das sich fantastische Freunde ausdenkt und sie dann in Bücher wegschließt, wird mehr erwähnt als wirklich ausgespielt. Wobei Jack Black diese Figur hervorragend hinlegt, immer wieder aus der Action heraustritt und sich als spleeniger und eitler Autor aufführt. Die ganze Produktion konnte anständige Schauspieler verpflichten, zum Beispiel macht dadurch Zacks Tante als Ulk-Nudel viel Spaß. Doch auch dieser Spaß geriet unter die Räder der gigantischen Action- und Trick-Maschinerie, wie das Riesenrad-Zitat aus Spielbergs „1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood“ im Finale sinnbildlich zeigt. Schade, denn Ideen und Qualitäten hätte der Film für mehr gehabt.


Ein FILMtabs.de Artikel