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American Ultra

USA, Schweiz 2015 Regie: Nima Nourizadeh mit Jesse Eisenberg (Mike Howell), Kristen Stewart 96 Min. FSK: ab 16
„American Ultra“ dreht sich wieder um einen dieser unwahrscheinlichen Geheimagenten, von denen es mittlerweile so viele gibt, dass man sich freut, wenn Bond einfach Bond ist. Dass der Kiffer und „Slacker“ mit eingebauter Reisephobie Mike Howell (Jesse Eisenberg) allerdings aus dem Stand zwei Angreifer mit einem Teelöffel ermordet, ist nicht nur ein ehrenvoller Verweis auf den Kult-Kurzfilm „The Horribly Slow Murderer with the Extremely Inefficient Weapon“, es ist auch tatsächlich eine Überraschung.
Selten passte der Begriff „Schläfer“ besser als bei diesem dauerbekifften Mike, der nicht nur seinen Auftrag, sondern gleich sein ganzes Leben verpennt. Dass er nicht aus seinem Heimatkaff raus kann, liegt ebenfalls an der geheimen Programmierung. Eine Verwandtschaft zur Thematik der „Truman Show“ wäre zu weit gedacht für diesen spaßigen Action-Film mit unerwarteter Besetzung.
Das frustriert zwar seine etwas fittere Kiffer-Freundin Phoebe Larson (Kristen Stewart), doch sie muss Mike wirklich lieben, da sie selbst im Kugelhagel nicht von seiner Seite weicht. Und vielleicht auch die sehr verrückte Ideen und Geschichten, die sich Mike für seine Comics ausdenkt. Das Drehbuch (Buch: Max Landis, „Chronicle“) selbst ist weniger originell, wenn es nun eine ganze Armee von Geheimagenten rankarrt, um den erweckten „Hitman“ Mike nun endgültig auszuknipsen. Dafür läuft parallel und mühsam die Hintergrund-Story um eine Geheimdienst-Verschwörung, die ungekehrt proportional überhaupt nicht originell ist.
Aber mit zunehmender Lauflänge passt sich auch die Handlung um Jesse Eisenberg und Kristen Stewart diesem Einerlei an: Die Action sollte in der nur etwas abgedroschenen Idee eines Finales im Supermarkt kulminieren, in dem Mike eine reiche Auswahl an ungewöhnlichen Mordinstrumenten hat. Doch so etwas wie der Todesschuss über Eck und eine fliegende Bratpfanne ist bereits ausverkauft. Es dauert letztlich nur eine kurze Weile, dann greift Mike ziemlich banal zu Beil und Hammer.
So bleibt das Staunen über die Besetzung „gegen den Strich“: Vampir-Bella Kristen Stewart zeigt sich nach ausgesprochenen Arthouse-Filmen wie „Die Wolken von Sils Maria“ an der Seite von Juliette Binoche nun ganz schön fit im Killen und Entkommen. Vor allem beweist sie erneut, dass sie tatsächlich spielen kann. Jesse Eisenberg wechselt nach der genialen Öko-Terroristen-Einlage „Night Moves“ auf die Seite der Gesetzeshüter und zur einfachen Unterhaltung. Das Ergebnis ist ein actionreicher Film von Nima Nourizadeh („Projekt X“), der das raffinierte Action-Spiel weniger liebt als alte Meister wie John Badham („Ein Vogel auf dem Drahtseil“, „Gegen die Zeit“), Renny Harlin („Stirb langsam 2“, „Tödliche Weihnachten“) oder John Landis, der Vater vom Drehbuchautor Max Landis. „Die Glücksritter“ (1983), „American Werewolf“ (1981), „Blues Brothers“ (1980) waren eine ganz andere (Unterhaltungs-) Klasse.


Ein FILMtabs.de Artikel