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Alles steht Kopf

USA 2015 (Inside Out) R: Pete Docter 94 min.
Gefühle – nach all den technischen Errungenschaften, welche die Menschheit über die Jahrtausende erreicht hat, sind sie uns immer noch unerklärlich. Liebeskummer kann uns physische Schmerzen bereiten, ein Strom von Endorphinen in höchste Höhen heben. Im Kindheitsalter sind die Emotionen noch ungefiltert. Wir sind noch nicht in der Lage, unsere Gefühle zu kontrollieren. Stattdessen kontrollieren sie uns – direkt, von einer Schaltzentrale in unserem Hirn aus. Hier hinein blickt das neue Werk von Pete Docter („Monster AG“).
Genau 33 Sekunden hat Freude die volle Kontrolle über Riley. Dann beginnt Riley zu weinen und Kummer taucht auf. Kurz darauf folgen Angst, Ekel und Wut und Freude hat alle Hände voll zu tun, Rileys Gefühlschaos unter Kontrolle zu behalten. Das bedeutet auch, die wichtigen Erinnerungen ins Langzeitgedächtnis zu leiten. Dort landen sie dann auf einer der Erinnerungsinseln, der Familien-, oder der Quatschmachinsel, oder der für Rileys große Leidenschaft Eishockey.
Das heranwachsende Mädchen ist mittlerweile elf und eine besonders chaotische Zeit bricht an: die Pubertät. Erschwerend kommt hinzu, dass Riley aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wird. Die Familie zieht nach San Francisco und Rileys Optimismus bekommt einige herbe Schläge ab. Der Vater ist vollkommen in die neue Arbeit vertieft, der Umzugswagen verspätet sich und in der Pizzeria um die Ecke gibt es nur Broccoli-Pizza. Kein Wunder, dass Ekel, Wut und Angst die Kontrolle übernehmen. Als Freude und Kummer von den anderen getrennt werden, müssen sie sich auf den beschwerlichen Weg zurück ins Hauptquartier machen, um das Gefühlschaos unter Kontrolle zu bringen.
Das Spiel mit den Assoziationen bereitet den Köpfen bei Pixar sichtlich Freude. „Alles steht Kopf“ sprüht geradezu über vor Ideen, ist clever konstruiert und immer überraschend. Einige der Gags mögen in der deutschen Fassung zwar nicht ganz zünden (z.B. der wortwörtliche Gedankenzug „Train of thought“). Wie wirklich alles an diesem Film ist aber auch die Synchronisation mit Liebe gemacht. Pixar hat sich mal wieder selbst übertroffen. Erfrischend, ein animiertes Werk ohne marketingtechnische Hintergedanken zu erleben – ganz anders als die gelb-grinsenden Gnome, die gerade die Charts beherrschen.


Ein FILMtabs.de Artikel