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Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern

Schweiz, BRD 2015 Regie: Stina Werenfels mit Victoria Schulz, Jenny Schily, Lars Eidinger, Urs Jucker 90 Min. FSK: ab 16
Aus der wattigen Unschärfe eines bedämmerten Tablettenzustandes erwacht die volljährige Dora mit dem Geist und Aufmerksamkeitsspanne eines kleinen Kindes. Doch die Eltern entscheiden sich trotzdem, die Medikation abzusetzen. Das erwachende aber nicht erwachsene Interesse an Sexualität und Männern unterscheidet nicht zwischen Zungen- und Papas Kuss. Worauf der keine richtige Antwort weiß. Dann taucht eine Brust aus dem Badewasser und auch ins Bewusstsein auf, nun zieht sie die Selbstbefriedigung dem Märchenbuch vor. Bis Peter (Lars Eidinger) auftaucht, ein extrem asozialer Typ, der sich nicht mal den Anschein gibt, auf irgendwelche Konventionen einzugehen. Die Vergewaltigung durch ihn wird nur als etwas Neues, Erstaunliches von Dora erlebt. Sie läuft ihm weiter hinterher, nennt den Sex, der ihr eindeutig gefällt „Scheidenpimmelchen“.
„Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ erzählt – Lukas Bärfuss’ gleichnamigem Bühnenstück – nicht nur die Geschichte von Dora, sondern vor allem auch die Reaktionen der Umwelt und urteilt dabei nicht. Höchstens in der Analyse der Mutter, die unbedingt noch ein „gesundes Kind“ haben will. Das ist irritierend und packend ambivalent. Lars Eidinger beeindruckt mit ernstem bis dämonischem Blick fast schauerlich. Ein guter, ungewöhnlicher und mutiger Film.


Ein FILMtabs.de Artikel