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City of McFarland

USA 2015 (McFarland, USA) Regie: Niki Caro mit Kevin Costner, Carlos Pratts, Johnny Ortiz, Hector Duran, Sergio Avelar 129 Min. FSK: ab 0
Ok, noch mal ein Film mit Kevin Costner, dem herrlich Gestrigen der US-Stars. Ja, auch Maria Bello ist dabei. Aber vor allem ist „City of McFarland“ ein Film von Niki Caro, der neuseeländischen Regisseurin von „Kaltes Land“ und dem sensationellen „Whale Rider“ über die starke Emanzipation einer neuseeländischen Häuptlingstochter.
Das Dorf McFarland im Süden der USA hat 13.000 Einwohner und einen neuen überqualifizierten Football-Assistenten, weil Jim White (Kevin Costner) in besten Sportlehrer-Stil einem vorlauten Schüler einen Stollenschuh ins Gesicht geworfen und damit seine letzte Stelle geschmissen hat. Er heißt tatsächlich White, was selbst im Film ein guter Witz ist, in diesem Kaff, dessen Restaurant alles in Spanisch schreibt und keine Burger hat. Die kleine Tochter fragt bei der Ankunft „Sind wir in Mexiko?“
So vergessen, wie hier alles und jeder ist, hat die Schule auch nur ein erbärmliches Football-Team. Aber die Jungs laufen – von der Arbeit zur Schule, nach der Schule zur Arbeit und während der Sportstunde. Und das immer sehr schnell. Denn alle Schüler in einem der ärmsten Örtchen der USA arbeiten auf den Feldern, noch vor der Schule, mitten in der Nacht.
Jim White wird eine ganze Reihe von Lektionen lernen, mit seinen Jungs auf die Felder gehen, deren Arbeit am eigenen Leib, vor allem im Rücken spüren und sein Team 1987 zur kalifornischen Meisterschaft im Cross Country-Lauf führen – eigentlich ein Sport für elitäre Privat-Schulen. „City of McFarland“, gedreht nach einer wahren Geschichte von neun Meistertiteln in 15 Jahren, klingt nach typischem Sportfilm, ist aber viel mehr: Selbst die Trainingsroutinen sind kleine filmische Kunstwerke wenn White seine Latino-Jungs Hügel hinauf scheucht, die es in dieser Gegend eigentlich nicht gibt. Die künstlichen Berge sind aber geerntete Mandeln, die jemand wie sie gepflückt hat. Der Hintergrund ist auch Lehrgang in Sachen us-amerikanischer Kinderarbeit: Erdbeeren-Ernten ist erst mit 12 erlaubt, aber anderes schon ab 10 Jahren.
Auch wenn „City of McFarland“ vom Sportkanal ESPN Films und Disney produziert wurde, Regisseurin Niki Caro zeigt die einfachen Menschen in ihrer Umgebung, was wie schon bei „Kaltes Land“ zu starken Landschaftsaufnahmen führt. Costner nimmt sich und seine Figur wieder mal nicht zu wichtig, White nutzt eine Eieruhr zum Zeitnehmen sowie Schuhe vom Ausverkauf. Es ist wieder ein altmodischer Costner (-Part), mit Hochachtung für das Einfache, Ehrliche, Gradlinige. Der Film hat mehr Routine und Genre als Caros gewaltige Dramen „Kaltes Land“ oder „Whale Rider“. Aber für einen US-Sportfilm ist der flott und gekonnt mit Humor inszenierte „City of McFarland“ ein richtiges Kunstwerk.


Ein FILMtabs.de Artikel