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Zweite Chance

Dänemark, Schweden 2015 (En chance til) Regie: Susanne Bier mit Nikolaj Coster-Waldau, Maria Bonnevie, Ulrich Thomsen, Nikolaj Lie Kaas, May Andersen 98 Min. FSK: ab 12
Das Dream-Team des dänischen Dramenkinos bleibt sich treu. Regisseurin Susanne Bier und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen sind seit »Open Hearts« als kongeniale Kreativeinheit zuständig für die dramatischen Härtefälle. In Filmen wie »Brothers« und »Nach der Hochzeit« ringen sie ihren Figuren immer wieder moralische Entscheidungen ab, die auch im Betrachter vor der Leinwand arbeiten. Mit dem Oscar für »In einer besseren Welt« erreichte ihre kreative Zusammenarbeit 2010 ihren bisherigen Höhepunkt.
Auch »Zweite Chance«, ihr sechster gemeinsamer Film, stellt seinen Protagonisten, den Polizisten Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) an den moralischen Scheideweg. Dabei stehen die Dinge gut: er lebt mit seiner Frau Anna (Maria Bonnevie) und ihrem Neugeborenen in einem schicken Haus an der Küste. Die Nächte sind vom Kind bestimmt, aber die beiden teilen sich scheinbar liebevoll die Spaziergänge und -fahrten auf. Doch die Atmosphäre wird zunehmend unheilvoller und die Musik von Johan Söderqvist gewinnt an Dramatik. Als Andreas bei dem gewalttätigen Junkie Tristan (Nikolaj Lie Kaas) und dessen Freundin Sanne (May Andersen) ein total verwahrlostes Baby findet, trifft er eine folgenschwere Entscheidung.
Dichte Atmosphäre, stilvolle Bilder und nachvollziehbare Figuren sind auch hier wieder die Stärken der Inszenierung. Da fällt es nicht so sehr ins Gewicht, dass der Plot gewohnt konstruiert wirkt, wird er doch getragen von einem starken Ensemble. Nikolaj Coster-Waldau (»Game of Thrones«) bietet die Identifikationsfläche für den Zuschauer. Ulrich Thomsen (»Das Fest«) ist als sein versoffener Partner zu sehen und Nikolaj Lie Kaas (»Erbarmen«) gibt den kaputten Tristan mit beeindruckender Präsenz. Susanne Biers Inszenierung setzt voll auf Emotion und trifft dabei vor allem den Nerv junger Eltern. Aber auch alle anderen wird der Stoff ihres Films noch lange nach dem Abspann beschäftigen.


Ein FILMtabs.de Artikel