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Hedi Schneider steckt fest

BRD, Norwegen 2015 Regie: Sonja Heiss mit Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche 92 Min.
Hedi Schneider ist eine lebensfrohe Frau, stets optimistisch und offensichtlich glücklich. Nicht einmal der penible Nachbar an ihrem Arbeitsplatz in einer Reiseagentur kann sie aus der Ruhe bringen. Die Ehe mit Uli und der Umgang mit ihrem Sohn Finn sind von Liebe geprägt.. Die drei stehen kurz davor, nach Gambia auszuwandern, wo Uli eine Stelle bei einer Hilfsorganisation in Aussicht hat. Doch dann wird Hedis geregeltes Leben aus der Bahn geworfen. Der Suizidversuch des Kollege ist der unbewusste Anstoß, der alles für immer verändert. Zunächst ist Hedi schwindelig und ihr Körpergefühl aus dem Takt. Dann erleidet sie eine Panikattacke und landet im Krankenhaus. Körperlich ist mit Hedi alles in Ordnung, aber ihr Kopf macht nicht mehr mit. Sie muss sich an ein Leben gewöhnen, das außerhalb ihrer Kontrolle liegt, was auch für ihren Mann Uli schwer zu akzeptieren ist.
Das zwischenmenschliche Drama beobachtet Regisseurin Sonja Heiss („Hotel Very Welcome“) sehr genau. Ihr Drehbuch verzichtet auf große Gesten und ein Übermaß an Ausführungen und Erklärungen. Das Ungesagte ist auch hier aussagekräftiger als endlose Dialoge. Die dunklen Wolken der Psychose werden durch die Leichtigkeit der Erzählung erträglich. Irgendwie wird es schon weitergehen, auch wenn nichts mehr so sein wird wie zuvor. Heiss’ Film ist keine Studie einer psychischen Krankheit, sondern vielmehr eine Geschichte über das Leben mit ihr und eine realistische Schilderung, wie sie in eine heile Welt hinein brechen und alles mit sich reißen kann.
Das schwere Plotpaket tragen die Hauptdarsteller mühelos. Laura Tonke verleiht Hedi eine natürliche Leichtigkeit und gibt auch der Angst und Verwirrung überzeugend Ausdruck. Hans Löw verkörpert einen Bezugspunkt für den Zuschauer. Wie geht man um als Außenstehender mit einer Krankheit, die man nicht verstehen kann? Ein wichtiges Thema verpackt in eine aufgeschlossene filmische Sprache, die dem Zuschauer einen Zugang ermöglicht und den Austausch fördert.


Ein FILMtabs.de Artikel