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Ruined Heart

(Ruined Heart – A Lovestory Between A Criminal And A Whore) PHIL/D 2014 Regie: Khavn, Khavn mit Tadanobu Asano, Nathalia Acevedo, Elena Kazan 73 Min.
Cristopher Doyle ist ein Genie, ein Virtuose hinter der Kamera. Der Australier lebt und arbeitet seit den frühen Achtzigern in Hongkong, war aber auch immer wieder in Japan tätig, zeitweise auch in den USA. Dort setzte er unter anderem Gus van Sants »Paranoid Park« und Jim Jarmushs »The Limits of Control« ins kunstvolle Bild. Die fruchtbarste Zusammenarbeit verband ihn aber mit Wong Kar-Wai, dessen Dekade der Blüte Anfang der Neunziger, mit Filmen wie »Chunking Express« und »In the Mood for Love«, maßgeblich durch die Bilder Doyles geprägt wurde.
Ob Doyle nun trotz lukrativer Angebote wirklich jemals in Hollywood sesshaft geworden wäre, darf bezweifelt werden. Dafür ist er einfach zu sperrig und experimentierfreudig. Immer wieder sucht er die Herausforderung und hat sie aktuell in der Kollaboration mit dem philippinischen Renegade Khavn de la Cruz gefunden, dem Punk des asiatischen Kinos. Der Filmverleih Rapid Eye Movies produzierte bereits dessen rotzigen Blick in den Moloch »Mondomanila« und auch mit »Ruined Heart« beweisen die Kölner Mut, denn die wilde Mischung aus Liebe, Sex und Gewalt ist nicht gerade massenkompatibel.
Khavn schickt die Warnung gleich vorneweg und behauptet einfach mal, dass dies überhaupt kein Film sei. Zumindest ist es keiner im herkömmlichen Sinne geworden. Es gibt praktisch keine Dialoge und die Handlung passt auf einen Bierdeckel. Der Gangster liebt die Prostituierte. Die gehört dem Boss. Es endet blutig.
Wichtiger bei Khavns Nicht-Film ist ohnehin die Atmosphäre, der Soundtrack, den der Regisseur gemeinsam mit Brezel Göring von Stereo Total kompilierte – und eben die Bilder. Knallbunte Digital-Shots, die GoPro im Gipsarm, grobkörnige Aufnahmen einer Dentalkamera – so sieht es aus, wenn man Doyle aus der Flasche beschwört. Ein Film wird daraus freilich nicht, aber ein irres Experiment von etwas mehr als einer Stunde Länge, das dem experimentierfreudigen Publikum durchaus ans Herz gelegt sei.


Ein FILMtabs.de Artikel