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Von Menschen und Pferden

ISL 2014 (Hross í oss) Regie: Benedikt Erlingsson mit Ingvar Eggert Sigurðsson, Charlotte Bøving, Steinn Ármann Magnússon 81 Min.
Ross und Reiter
Am Horizont blitzen die Ferngläser in der Sonne. Kolbeinn sattelt seine Stute Grána, um der Witwe Solveig einen Besuch abzustatten und das ganze Tal schaut zu. Stolz trabt er auf seinem edlen Ross den Weg herab, doch an dessen Ende schart der rollige Hengst Brúnn mit den Hufen. Wie viele der Geschichten in Benedikt Erlingssons Film »Von Menschen und Pferden« wird auch diese kein gutes Ende nehmen. Der Isländer hat kein Erbarmen mit den Nöten seiner Figuren. Dabei sind es vornehmlich die Männer, die der Schauspieler (»The Boss of it All«) in seinem Regiedebüt in ihr Verderben führt. Den Säufer Vernhardur etwa, der mit seinem treuen Pferd Jarpur Ozeane überwindet, um an seinen geliebten Vodka zu kommen. Oder Grimur und Egill, die ihren nachbarschaftlichen Disput über Zäune und Grenzen bitter bezahlen müssen. Ob in der engen Kleinstadt oder den weiten Islands – Argwohn und Eifersucht sind gleich, überall dort, wo es sonst nichts gibt, womit man sich beschäftigen könnte. Liebe und Triebe führen die Menschen in ihr verdientes Schicksal und die Pferde schauen zu. Die Skurrilitäten des menschlichen Lebens spiegeln sich in den schwarzen Augen der stillen Beobachter. Sie sind Teil des (Über)Lebens der Bewohner dieses Tals. Erlingsson hat Respekt vor dem Pferd, mehr als vor seinem Herr. Sein in entsättigte Farben eindrucksvoller, aber auch harscher Landschaftsbilder gehülltes Kaleidoskop nimmt den melancholisch-komischen Ton der blutigen Farce »Einer nach dem anderen« und paart ihn mit dem Willen zur Kunst eines Roy Andersson. Seine unnachahmliche Handschrift hat aber eine ganz andere Regielegende auf dem Film hinterlassen: Erlingssons Landsmann Friðrik Þór Friðriksson, der mit Filmen wie »Engel des Universums« und »Children of Nature« den eigenwilligen Stil des isländischen Kinos prägte, produzierte dieses außergewöhnliche Werk.