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Berlinale 2015 Nobody Wants the Night (Eröffnungsfilm)

Sp, Fr, Bulgarien 2014 (Nadie quiere la noche) Regie: Isabel Coixet mit Juliette Binoche, Rinko Kikuchi, Gabriel Byrne, Orto Ignatiussen 118 Min.
Isabel Coixet inszenierte schon immer sehr ergreifende Frauengeschichten. „Das geheime Leben der Worte“ (2005) mit dem Ãœberleben einer Frau, die in serbischen Vergewaltigungs-Lagern war. Oder „Mein Leben ohne mich“ (2003), ebenfalls mit Sarah Polley, deren Figur sich vom Leben verabschiedet. Nun treffen zwei Frauen aufeinander, die den gleichen Mann lieben, wobei eine ein Kind von ihm hat und die andere gerade von ihm schwanger ist. Etwas dramatischer wird die bekannte Geschichte, weil der Mann gerade den Nordpol entdecken will und die Frauen – seine Gattin und eine jüngere Eskimo-Frau – zusammen die Polarnacht in der menschenfeindlichen Einsamkeit eines verlassenen Basis-Camps verbringen müssen.
Das Kühlkammer-Spiel zeigt Juliette Binoche als verwöhnte, eingebildete Frau, die ihrem vergötterten Mann, dem berühmten Arktis-Forscher Robert Peary, nicht nur zig Polar-Expeditionen finanzierte, sie möchte ihn auch mal bei der Arbeit besuchen. Selbst wenn der arktische Winter droht, ihr alle abraten, weiter nördlich zu reisen und die Tochter schon monatelang allein zuhause in New York ist. Im Jahr 1908 gilt der Nordpol als die letzte unbekannte Ecke der Welt. Naiv und rücksichtslos schafft es Josephine Peary, ein verlassenes Basislager zu erreichen, doch ihre Begleiter sterben auf dem Weg oder bringen die angefrorenen Abenteurer zurück in Sicherheit. Als Josephine trotzköpfig allein in der Hütte bleibt, gesellt sich in einem Iglu vor der Tür die junge Inuitfrau Allaka (Rinko Kikuchi) hinzu. Sie wartet auf den gleichen Mann…
Lange verwundert Isabel Coixet mit dieser in ihren schicken Kleidern und eher dekorativen als wärmenden Pelzen deplatzierten Frau in eindrucksvoller Eislandschaft. Es ist unfassbar, wie arrogant sich Josephine Peary gegenüber der Natur und ihren Bewohnern verhält. Doch das tatsächliche Drama der beiden völlig unterschiedlichen Frauen bei Hunger und Kälte macht klar, weshalb Coixet diesen Film drehen wollte. Da bedürfte es dann im Abspann nicht mehr des Hinweises, dass die Eskimos bei den heroischen Entdeckungsreisen nie erwähnt wurden und ihnen heute das Land geklaut oder von Ölgesellschaften verseucht wird.


Ein FILMtabs.de Artikel