« | Home | »

The Interview

USA 2014 Regie: Evan Goldberg, Seth Rogen mit James Franco, Seth Rogen, Lizzy Caplan, Randall Park 112 Min.
Nein, lieber Kim Jong-un, dieser Film läuft nicht auf der Berlinale. „Cinema for Peace“ jedoch, wo er dann doch ab Donnerstag wie in hunderten deutschen Kinos auftaucht, ist ebenso eine falsche Fassade wie deine Paraden und Jubelkundgebungen. Es ist vor allem erstaunlich, was für eine filmische Nichtigkeit angeblich den Multimedia-Konzern Sony in die Knie zwang und für zwischenstaatliche Verstimmungen sorgte. Sicher wird dies alles das Einspielergebnis von „The Interview“ vervielfachen, was grübeln lässt, ob es nicht doch alles ein komplexes Marketing-Manöver war…
Herrlich, wie James Franco als lächerlicher Talkshow-Host Dave Skylark alberne Gesten, wie man sie auch von Markus Lanz kennt, ins Absurde übertreibt! Genial, wie Skylark das Coming Out vom angeblichen Schwulen-Hasser Eminem live fast verpasst, wenn nicht sein etwas mehr mit Hirnzellen gesegneter Produzent Aaron Rapaport (Seth Rogen) die Sensation über Kopfhörer zur nationalen Erfolgssendung steuerte. Denn das sei, „wie Spike Lee, der gesteht, dass er weiß ist“ (Originalton Skylark)! Vom Niveau der trashigen Show, die bei einem Prominenten, der Sex mit einer Ziege hatte, die Ziege interviewen will, ist Rapaport allerdings selbst nicht überzeugt. Er will endlich mal „was richtiges Bewegendes und Ernstes“ machen. Wie gut, dass Kim Jong-un ein großer, na ja … ein Fan von Skylark ist. So bekommen beide die einmalige Chance, den nord-koreanischen Diktator (Randall Park) live zu interviewen. Was den US-Geheimdienst auf die reichlich abgenutzte Idee bringt, die zwei albernen Journalisten zu Kommunisten-Killern zu machen. Doch so, wie sie ihr tödliches Attentats-Pflaster an einen Wachmann verschwenden, hat der Film hier sein Pulver schon weitestgehend verschossen.
James Franco als Vollidiot mit ebenso ordinären wie dämlichen Sprüchen zu sehen, ist eine ganze Weile ein Vergnügen. Hinzu kommt ein Haufen Insider-Scherze und dauernde „Herr der Ringe“-Referenzen, in denen Nord-Korea Mordor vertritt. Finger werden in einer ziemlich durchgeknallten Splatter-Einlage auch abgebissen. Aber sobald die Mission beginnt, wird „The Interview“ langweilig blöd und ernsthaft unglaubwürdig, da haben andere Agenten-Parodien sich mehr Mühe gegeben. Letztlich besteht „The Interview“ aus einer Menge Ausschnitte für viele Trailer: Kim und Dave, zwei zumindest metrosexuelle Idioten, die sich ganz doll lieb haben und auf Katy Perry stehen, dürfen zu ihrem „Firework“ und Margaritas Panzer fahren. Den Panzer, den Stalin Kims Opa geschenkt hat. „Stallone spricht man ihn amerikanisch aus“, ist noch ein letztes Aufzucken der blöden Sprüche Skylards. Dass dauernd schwule Freundschaften angedeutet werden, zündet ebenso wenig wie die Borat-Imitate in den offiziellen koreanischen Liedern.
Erstaunlich nur, mit welcher Penetranz wenige Scherze immer zu lang ausgewalzt werden. Das Ergebnis ist ein Film, der sich mehr und mehr zieht. Auch mal ganz originell. Es bleibt nach der Hype die Erkenntnis: Viel Lärm um nicht viel.


Ein FILMtabs.de Artikel