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Götter und Könige

USA, Großbritannien, Spanien 2014 (Exodus: Gods and Kings) Regie: Ridley Scott mit Christian Bale, Aaron Paul, Joel Edgerton 142 Min. FSK: ab 12
Batman mit Bart, Gott als verzogenes Gör und eine Menge Geld, das den Bach runtergeht. Es ist schwer, sich diesem „Exodus“ von allem Sinnvollen oder gar Weiterweisenden aus der Moses-Geschichte ohne Spott und Häme zu nähern. Ridley Spott, Verzeihung: Scott, bringt die Plagen des modernen Hollywood mit voller Wucht über uns.
Da die in verschiedenen religiösen Publikationen weit verbreitete Handlung vom Gewerkschaftsführer Moses und seinem Wüsten-Wanderverein direkt in die Zeit springt, in der Moses als General und Ziehbruder des künftigen Pharaos Ramses anerkannt ist, braucht man etwas, um Christian Bale in diesem historischen Mummenschanz als Moses-Schauspieler zu akzeptieren. Vor allem weil Joel Edgerton als Ramses mit bronzener Schminke, kahlem Schädel und dicken Lidstrich ziemlich altägyptisch aussieht, während Bale aussieht … wie Christian Bale, heute und immerda.
Aber bevor er und alle anderen etwas Leben in diesem Overkill aus Schlachten und Effekten anerzählt bekommen, ist sie direkt mal zu Gange, eine dieser effektreichen Schlachten. Auf der Moses dem Thronfolger Ramses das Leben rettet, sich eine Weissagung erfüllt und der erste Zweifel beim Brüderchen aufkommt, das bald ein ganze Reich ohne eigenes Dazutun und ohne Erbschaftssteuer nachgeworfen bekommt.
Auf einer Inspektionsreise zu unzufriedene jüdischen Sklaven – kennt man ja von den Billigklamotten-Nähereien in Bangladesh, von den Bauten zur Fußball-WM oder von den IT-Schmieden in China und Taiwan – wird die wahre, die jüdische Herkunft von Moses offenbart, er in die Wüste verbannt und der Rest folgt wenigstens halbwegs den klassischen Vorlagen. Bis Ridley Scott eine Riesenwelle macht – wie eine Kollegin auf 3Sat so treffend formulierte.
Originell sind dabei nicht die übliche Nummern von bekannten Gesichtern hart an der Grenze zur Lächerlichkeit: John Turturro herrlich als Pharao Sethos, daneben unnötig Sigourney Weaver und Ben Kingsley auf Autopilot als der jüdische Alte, der das Geheimnis von Moses kennt. Wirklich, wenn auch unfreiwillig anders ist Ridley Scott mit ein paar Details, für die ihm wütende Christen gern das Kino unterm Hintern anzünden würden: Moses ist frisch verliebter und verheirateter Hirte irgendwo in Judäa, als Gott ihm erscheint. Nicht nur als brennender Dornbusch, sondern auch als Junge mit breitem britischen Akzent, der gerade einen General braucht. Oder genauer als unverschämtes Rotzgör, bei dem irgendwas in der Erziehung schiefgegangen ist. Dieses Bild macht deutlich, was für ein unbeherrschter, rachsüchtiger Gott da bei den Christen angebetet wird! Und es werden Fragen gestellt: Was das wohl für einer sei, der reihenweise Kinder umbringt? Allerdings nur so nebenbei, dass es den Gewinnaussichten des Films nicht im Wege steht.
Witzigerweise trifft diese Lebensaufgabe, ein paar mies behandelte Leiharbeiter zu erfolgreichen Landbesitznehmern zu machen, ausgerechnet einen rationellen Menschen, der schon 1300 Jahre vor unserer Zeitrechnung, die selbst nicht ohne Religiöses auskommt, eine Art Atheist war. Moses ist hier als der Zweifler zwischen den Fronten, der bis zum Ende seinen Bruder zur Umkehr bewegen und retten will. Und er ist ziemlich bodenständig: Moses/Bale steht tatsächlich wie ein Fels in der Brandung der Effekte.
Ach ja, denn es gibt auch ziemlich viele, ziemlich große Effekte. Aber nur wegen so was geht doch keiner ins Kino, oder? Die Plagen beginnen mit einer Krokodil-Attacke wie aus dem Trash-Film. Die Paläste, die Slums, alles ist vor allem gigantisch. Es mal mit glaubwürdig oder historisch authentisch zu versuchen, wäre echt zu billig gewesen. Jetzt wissen wir vor allem, welcher Gott mehr tierische Effekte drauf hatte. Da werde sich alle religiösen Konflikte ziemlich schnell beruhigen!


Ein FILMtabs.de Artikel