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Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere

Neuseeland, USA 2014 (The Hobbit: The Battle of the five Armies) Regie: Peter Jackson mit: Martin Freeman, Richard Armitage, Ian McKellen, Benedict Cumberbatch, Billy Connolly 144 Min.
Geld schließt Tore. Und macht eine ganze Menge Film. Zu Festungen und zur eigenen Kreativität. Einige Zwerge und Menschen lassen sich vom Glanz des Goldes verführen. Oder wie Gandalf das ganze Hin und Her von zehn Stunden Film zusammenfasst: Gäbe es mehr, die ein Zuhause höher achten als Gold, die Welt wäre ein glücklicherer Ort. Doch zum Glück gibt es im „Hobbit 3“ und hinter seinen vielen 3D-Kameras trotz des erschreckend vorhersehbaren Monumentalismus ein paar Verwegene, die sich ihre Fantasie nicht ganz austreiben lassen. Es sei erinnert, dass Peter Jackson in Urzeiten, vor all diesen Geschichten von Hobbits, Zwergen, Menschen, Orks und Ringgeistern, mal ein äußerst kreativer und überraschender Filmemacher war. Zum Glück blitzen diese Talente von ihm und seinem Produzenten-Kumpel Guillermo Del Toro auch bei diesem endgültigen Abschlachten eines kleinen Bändchens vom Tolkien wieder auf…
Das war mal ein echter „Cliffhanger“ im letzten Jahr, als die Zwerge von Erebor unter Anführung des Meisterdiebes Bilbo Beutlin den riesigen Schatz in der Drachenhöhle aufgetan haben, aber nun erleben müssen, wie sich der furchterregende Schmauch-Drache Smaug auf die schutzlosen Männer, Frauen und Kinder von Esgaroth stürzt. J.R.R. Tolkiens kleines Buch „Der kleine Hobbit“ wird nun verfilmungs-technisch zugeschlagen. Doch bevor die Reise zum Drachenberg und zurück ein Ende findet, das Jahrzehnte später der Anfang zum „Herrn der Ringe“ sein wird, schlägt sich jeder mit jedem. Ausführlichst in Panorama und Großaufnahme.
Dabei wiederholt sich nicht nur immer wieder diese Kamerabewegung, die im Flug kleine Figuren in riesiger Weite – gesponsert vom Touristikverband Neuseelands – einfängt. Auch das Schlachtenfinale hätte man gut mit Resten aus dem Ende vom „Herrn der Ringe“ gestalten können. Die Gier und Machtgelüste als allzu menschliche Konstanten in Tolkiens Weltkriegs-Erfahrungen und auch heute verbauen Chance auf eine neue Weltordnung und so schlagen sich Zwerge, Elfen, Menschen, Orks und in der Nachspielzeit auch noch die Zauberer die Köpfe ein. Dabei wird das Führerprinzip wieder und wieder eingeprügelt, bis zur pathetischen Trauer um einen Herrscher, während tausend andere unbeweint für den Effekt hingemetzelt werden. Nur Thorins Kampf mit sich selbst und seiner Gier ist da mittendrin wirklich interessant.
Zwischendurch gibt es zwei bis drei mal Humor, dagegen niemals wirkliches Antikriegs-Grauen. Und seltsamerweise auch Boten mit Nachricht vom Kriegsverlauf wie auf alten Theaterbühnen als die Effekte noch auf Leinwand gemalt waren. Hatte Jackson immer noch nicht genug Geld, um alles in diesem Buch aufzublasen? Das teure 3D spart er sich für ganz besondere Pfeile und Schwerte auf. Das HFR erzeugt wieder diesen Hyperrealismus, der vor allem in den Gassen von Esgaroth und in den Gängen der Zwergen-Festung arg künstlich nach Studio riecht. Die deutsche Synchronisation klingt sowieso abschreckend billig.
Doch geschickt bewahrt sich Jackson das Allerbeste bis zum Schluss des Schlachtens: Die finalen Zweikämpfe von Legolas auf einer einstürzenden Brücke, die mal Turm war, und von Thorin Eichenschild auf den Schollen eines gefrorenen Stausees haben endlich mal Raffinesse im Kampf und in der Inszenierung. Wenn dann der Ork-General unter dickem Eis dahingleitet, ist das noch einmal eines dieser Bilder von Jackson und del Torro die so unnachahmlich unter die Haut gehen. Ebenso eindrucksvoll Cate Blanchett, wenn sie sich von Elfen-Queen Galadriel zur düsteren Dämonin wandelt. Hier wurde die Mutter aller Fantasy, dieses Ringelreihen von Tolkien wenigstens fantasievoll umgesetzt.
Eindrucksvoller jedenfalls als der unausweichliche und auch zu lange Abschied von allen und allem. Der Film nimmt sich kein Vorbild an Bilbo, der sich ja am liebsten leise davonschleicht. Wir kürzen hier ab und wünschen uns und Jackson wieder weniger aufwändige und dafür fantasievollere Projekte. Allerdings hebt zwischendurch unter all den monströsen Kriegsgeschöpfen ganz kurz ein riesiger „Wehrwurm“ den Kopf aus der Erde. Sollte „Dune“ nicht noch mal anständig verfilmt werden?


Ein FILMtabs.de Artikel