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Timbuktu

Frankreich, Mauretanien 2014 Regie: Abderrahmane Sissako mit Pino, Toulou Kiki, Abel Jafri 96 Min. FSK: ab 12
In der fiktiven Oasenstadt Timbuktu übernimmt eine Gruppe islamistischer Rebellen die Kontrolle. Fast albern und auf jeden Fall lebensfremd wirken sie, wenn sie der Fischverkäuferin das Tragen von Handschuhen gebieten wollen. Sowohl der gesunde Menschenverstand als auch der klügere Menschenfänger, der Priester, entgegnen ihnen abweisend und deutlich ihre andere Meinung. Doch sie sind nun ganz normal im Stadtbild, all diese bewaffneten Männer unter schwarzweißer Fahne, die „Jihad machen“ und alles Mögliche unter Hinweis auf irgendein altes Buch befehlen. Ein ganz normales, fast idyllisches Familienleben des Hirten Kidane in seinem Zelt wird zerstört, als die geliebte Kuh namens GPS ein Fischernetz zerreißt und darauf vom Fischer umgebracht wird. Im Streit erschießt Kidane den Fischer und wird nun den neuen Scharia-Richtern übergeben.
Regisseur Abderrahmane Sissako („Bamako“, 2006), der für „Timbuktu“ 2014 in Cannes den Preis der ökumenischen Jury erhielt, zeigt die Invasion der Religiösen und die gewaltsame Zerstörung hergebrachter Kultur nicht als Schwarzweiß-Bild von Gut und Böse. Ungewöhnlich ist der Kontrast eines grausamen, unmenschlichen Urteils mit einem poetischen Fußballspiel ohne Ball. Die brutale Steinigung eines Paares parallel geschnitten mit dem seltsamen Tanz des scheinheiligen Anführers, der gegen seine eigenen Regeln raucht und auch die Frau des Hirten begehrt, erschreckt in dieser Kombination nachhaltiger als die eigentlich Untat. Detailliert und nuanciert gibt Sissako ein eindringliches Bild dieses Terrors und einige Beispiele aufrichtigen, anständigen Handelns gegenüber der Gewalt.


Ein FILMtabs.de Artikel