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Ich darf nicht schlafen (2014)



USA, Großbritannien, Frankreich, Schweden 2014 („Before I go to sleep“) Regie: Rowan Joffe mit Nicole Kidman, Colin Firth, Mark Strong, Anne-Marie Duff 92 Min. FSK: ab 12

Und ewig grüßt das Murmeltier … aus der Perspektive des Murmeltiers erzählt. Was für eine vortreffliche Idee. Nur leider trägt dieser Albtraum Namen und Gesicht von Nicole Kidman. Sie spielt Christine, eine Frau, die jeden Morgen in einer fremden Wohnung neben einem Fremden aufwacht. Christine hat anterograde Amnesie, sie vergisst jede Nacht, was an den Tagen vorher geschah. Schuld ist ein Unfall vor zehn Jahren, erzählt ihr Mann Ben (Colin Firth) jeden Morgen mit Engelsgeduld. Er zeigt die Fotos ihrer Ehe, von der gemeinsamen Hochzeit und weist auf die Bedienungsanleitung für ein täglich neues Leben, die auf Tafeln und Post-Its an der Wand hängt.

Doch kaum verabschiedet sich Ben zur Arbeit, kümmert sich noch ein anderer Mann aufwändig um die verwirrt in die Welt blickende Frau mit passendem wirren Haar. Dr. Nash (Mark Strong) erinnert Christine mit einem Telefonanruf an das Videotagebuch, das sie heimlich führt und im Kleiderschrank versteckt. So bringt sie sich selbst auf den Wissensstand von gestern, bevor sie mit Dr. Nash losfährt, um zu erfahren, was in der Vergangenheit eigentlich geschah. Denn Ben verschweigt anscheinend eine Freundin und sogar ein gemeinsames Kind.

So ein alltäglicher nächtlicher Gedächtnisverlust bedeutet hier keine romantisch komischen „50 erste Dates“ wie es Drew Barrymore und Adam Sandler vorspielten. Aber „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ ist auch erstaunlich weit von „Memento“ entfernt, Christopher Nolans sensationellen Thriller über Gedächtnisverlust, der einem nie mehr aus dem Gedächtnis geht. Sehr konventionell erzählt Regisseur Rowan Joffe in „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ den gleichnamigen Roman von S.J. Watson nach. Wer erlebt hat, wie verzweifelt und raffiniert Leonard in „Memento“ seine neuen Erkenntnisse letztlich sogar auf der eigenen Haut festgehalten hat, kann Gähnen angesichts der jetzt lahmen und lückenhaften Dramaturgie nicht unterdrücken. Wobei „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ nicht ohne Spannung ist und im ambivalenten Spiel von Colin Firth auch ein paar Abgründe anlegt. Doch bis auf die letztliche Enthüllung nimmt die Spannung vor allem ab – eine schlechte Entwicklung für einen Thriller. Nicole Kidman spielt sich hier etwas Wächsernes zusammen, was ihr den Ehrentitel „Vroni von Hollywood“ einbringen könnte. Vor allem, da es von ihrem Gesicht abhängt, das Schreckliche dieser allmorgendlichen Verlorenheit zu vermitteln (das nur Morgenmuffel voll zu verstehen vermögen), kann man diesen Film wegen einer ausnahmsweise zu zurückhaltenden Kidman vergessen.

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Ein FILMtabs.de Artikel